In einem offenen Brief an die NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat die Hagener Stadtschulpflegschaft heute unter anderem gefordert, dass die Schulen selber je nach Infektionsgeschehen entscheiden dürfen, ob Klassenstärken reduziert werden. Außerdem fordern die Elternvertreter:innen eine Ausstattung von Lehrkräften mit FFP2-Masken, damit diese besser geschützt sind und im Falle einer Erkrankung unter den Schüler:innen nicht sofort in Quarantäne müssen.

Hier der komplette Brief (Fettungen wie im Original):

Geehrte Frau Gebauer,

wir vertreten die Stadtschulpflegschaft der Stadt Hagen, die teilweise zu den Top Ten Corona Hotspots in Deutschland zählt und tagesaktuell einen Inzidenzwert von 240,1 hat.

Aufgrund des in Hagen sehr dynamischen Infektionsgeschehens, sehen wir zum einen den Gesundheitsschutz, aber auch das Recht auf Bildung bedroht.

Viele Hagener Schulen befürworten daher die Verkleinerung der Klassengröße, um das Infektionsgeschehen einzugrenzen. Wir sind uns selbstverständlich darüber im Klaren, dass es in den Grundschulen erneut zu einem Betreuungsproblem kommen kann. Aus diesem Grund ist uns Eltern ein geplanter Rückzug der Schulen, angepasst an das Infektionsgeschehen wichtig. Damit wird es den Eltern ggf. ermöglicht, sich innerhalb einer Vorlaufzeit an die veränderte Situation anzupassen, so wie es bei dem rollierenden Schulsystem vor den Ferien der Fall war.

Unser Wunsch an die Landesregierung ist, dass die Schulen die Freiheit bekommen, eigenständig und situationsbedingt an das Infektionsgeschehen angepasst die Klassenstärke zu reduzieren.

Eine Schule, die hohe Infektionszahlen aufweist und eigenständig ihre Klassengröße an das Infektionsgeschehen anpasst, z.B. mit einem rollierenden System, zieht sofort positive Nebeneffekte mit sich. Zum einen ist die Schule durch das rollierende System unabhängig von den digitalen Endgeräten, da die Kinder ihre Aufgaben in der Schule vorlegen. Zum anderen haben wir eine sofortige Entzerrung im morgendlichen ÖPNV. Dadurch läuft das ganze System in sich beruhigter und die Schule hat die Möglichkeit das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen.

In der aktuellen Situation tragen die Kinder und Lehrkräfte nur Stoffmasken, dadurch muss die komplette Klasse im Falle eines infizierten Kindes in Quarantäne. Im Falle einer erkrankten Lehrkraft zieht das Infektionsgeschehen noch viel größere Bahnen und teilweise müssen ganze Jahrgänge in Quarantäne die durch diese Lehrkraft unterrichtet wurden. Dadurch sehen wir als Stadtschulpflegschaft und Eltern der Hagener Schüler*innen die Gewährleistung von Bildung im Regelbetrieb nicht mehr sichergestellt. Viele Lehrkräfte befinden sich in Quarantäne, der Unterricht fällt aus und kann auch nicht durch Vertretungsstunden ersetzt werden. Auch hier entsteht für viele Eltern ein Betreuungsproblem, dass ohne Vorlaufzeit – anders als in einem rollierenden System – gelöst werden muss.

Frau Schlottmann, die schulpolitische Sprecherin der NRW CDU, teilte den Vertretern der Stadtschulpflegschaften in der Zoomkonferenz der Landeselternkonferenz am 05.11.2020 mit, dass Lehrkräfte die eine FFP2-Maske tragen im Falle eines/r positiv getesteten Schüler/in nicht in die Quarantäne brauchen, sondern weiter unterrichten können. Der Stadtschulpflegschaft stellt sich aus diesem Grund die Frage, warum hier seitens der Politik nicht gehandelt wird. Wir könnten so viel Unterrichtsausfall reduzieren, wenn die Landesregierung, die als Dienstherr der Lehrkräfte tätig ist, ihrer Fürsorgepflicht nachkommt und FFP2-Masken zur Verfügung stellt. Durch diese einfach umzusetzende Maßnahme würde eine bundesweite Entzerrung der angespannten Situation erzeugt und der Unterrichtsausfall, der sich durch in Quarantäne befindlicher Lehrkräfte ergibt, auf ein
Minimum reduziert.

Unser Wunsch an die Landesregierung ist daher, dass die Lehrkräfte mit FFP2-Masken ausgestattet werden.

Wir Eltern der Hagener Schulen stehen im Moment – wie viele Eltern in ganz NRW – vor großen Herausforderungen und sehr starken Planungsschwierigkeiten. Indem Sie unbeirrbar an der Schulöffnung festhalten, erreichen Sie nur, dass wir spontan auf Quarantäne und Schulausfall reagieren müssen, statt planbar das Schuljahr fortzusetzen. Schulen haben bereits vor den Ferien bewiesen, dass sie absolut verantwortungsbewusst, diszipliniert und im Sinne der Kinder agieren. Wir bitten daher, Ihre Entscheidung zu überdenken und den Schulen die Entscheidungs- und Handlungsfreiheit zu geben, angemessen auf das aktuelle Infektionsgeschehen zu reagieren.

Wir hoffen, unser Anliegen deutlich gemacht zu haben und wären für eine Rückmeldung sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen

Natascha Veneziano
Vorsitzende

Aischa Zobeidi
2. Vorsitzende

Martin Buchholz
2. Vorsitzender

Melanie Kreutz
Schriftführerin

Ole Pudritz
stellv. Schriftführer