Sie werden landläufig nach den Ländern bezeichnet, in denen sie zuerst aufgetreten sind: Varianten des Corona-Virus. Besonders gefürchtet ist derzeit die „britische“ Mutation B.1.1.7, die vermutlich deutlich ansteckender sein soll, als das „bisherige“ SARS-CoV-2-Virus.

Nach bestätigten Fällen in mehreren Bundesländern gibt es nun auch Hinweise auf Infektionsfälle mit dieser Virusvariante in Hagen. „Im Rahmen eines Testlaufs für eine neue Untersuchung, die sogenannte Sequenzierung, hat das Labor, mit dem wir zusammenarbeiten, zufällig ausgesuchte Proben genau untersucht“, erklärt Dr. Anjali Scholten, Leiterin des Gesundheitsamtes der Stadt Hagen. „In diesem Rahmen hat sich in neun Fällen ein Hinweis auf die Virusvariante B.1.1.7 ergeben. Weitere Proben werden Anfang der Woche geprüft.“

Mit der Sequenzierung lassen sich Virusmutationen nachweisen, das Verfahren ist allerdings kostspielig und das Ergebnis liegt erst nach mehreren Wochen vor. Hinweise auf Mutationen lassen sich aber wohl auch in einem zweistufigen PCR-Verfahren (PCR-Test sind die gängigen Corona-Tests) ermitteln. Das Gesundheitsamt der Stadt Hagen stimmt daher aktuell mit der Bezirksregierung und dem Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen ab, ob die Hinweise auf eine Mutation durch PCR ausreichen.

Quarantäne endet erst nach zweitem Test

Die Mutation ist wahrscheinlich ansteckender als andere Varianten. „Grund hierfür ist eine Änderung an den Spikes, das sind die Teile des Virus, mit denen es an die menschlichen Zellen andockt“, erläutert Dr. Scholten. „Nach bisherigen Beobachtungen ist nicht davon auszugehen, dass diese Variante schlimmere Krankheitsverläufe oder mehr Todesfälle verursacht. Hinweise auf eine verringerte Wirksamkeit der Impfstoffe gibt es bislang nicht.“ 

Um eine Ausbreitung dieser wahrscheinlich ansteckenderen Variante unbedingt zu verhindern, passt das Gesundheitsamt der Stadt Hagen sein Vorgehen hinsichtlich des Infektionschutzes an. Alle positiv auf Corona getesteten Menschen werden nun am zehnten Tag ihrer Quarantäne ein zweites Mal getestet. Eine Entlassung aus der Quarantäne erfolgt nicht mehr automatisch nach einer bestimmten Zeit. Diese wird in Hagen künftig erst beendet, wenn durch weitere Tests bewiesen ist, dass von der Person keine Ansteckungsgefahr mehr ausgeht. Wer direkten Kontakt und engeren Kontakt zu einer mit Corona infizierten Person hatte (Kontaktperson der Kategorie 1), muss für 14 Tage in Quarantäne. Eine Reduzierung der Quarantäne durch ein negatives Testergebnis ist ab sofort nicht mehr möglich. Auch alle Kontaktpersonen der Kategorie 1 werden zweimal getestet, zunächst zu Beginn der Quarantäne und am zwölften Tag.

AHA + L beachten!

Dr. Scholten die Situation ein und appelliert an alle Bürgerinnen und Bürger in Hagen: „Bei erhöhter Übertragbarkeit der neuen Virusvarianten besteht die Möglichkeit, dass noch mehr Menschen an COVID-19 erkranken und sich die Lage weiter verschärft. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir die bekannten Regeln – mindestens 1,5 Meter Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Masken tragen und lüften – konsequent einhalten. Somit verhindern wir auch die Ausbreitung der neuen, noch leichter übertragbaren Variante und wirken der Überbeanspruchung der Krankenhäuser und des öffentlichen Gesundheitsdienstes entgegen!“