Bereits vor drei Wochen waren in Hagen erste Proben positiv auf die zuerst in Großbritannien entdecke SARS-CoV-2-Variante B.1.1.7 getestet worden. Diese nimmt mittlerweile einen großen Anteil unter den Ansteckungen im Stadtgebiet ein. Wie nun aber aus der heute veröffentlichten neuen Allgemeinverfügung der Stadt Hagen hervorgeht, kursieren im Stadtgebiet ebenfalls bereits die Virusvarianten B.1.1.28 (zuerst in Brasilien entdeckt) und B.1.351 (zuerst in Südafrika entdeckt).

Die neuen Varianten gelten als teilweise deutlich ansteckender als der „Wildtyp“ des Corona-Virus. Sie können somit auch bei jüngeren Menschen zu häufigeren und schwereren Krankheitsverläufen führen. Und auch wenn Hagen heute nicht mehr an der vordersten Spitze der Infektionen in NRW liegt und die Wocheninzidenz sogar leicht unter 100 gefallen ist: Bei der Stadt macht man sich große Sorgen. So gilt seit heute in weiten Teilen des Stadtgebietes eine allgemeine Maskenpflicht, Kitas verbleiben zunächst weiterhin im „eingeschränkten Pandemiebetrieb“. Und auch einige Lockerungen der ebenfalls seit heute geltenden neuen Coronaschutzverordnung des Landes gelten in Hagen nicht: Aufgrund des hohen Inzidenzwertes und des diffusen Infektionsgeschehens bleiben die Sportstätten im Hagener Stadtgebiet bis auf Weiteres geschlossen.

Mit großer Sorge blickt der Krisenstab der Stadt Hagen auf die seit heute erfolgte Öffnung einiger Schulen. So heißt es in der Allgemeinverfügung: „Insbesondere ist es aufgrund des in Hagen anhaltend hohen Niveaus des Inzidenzwertes und eines auffallend hohen Anteils an Virusmutationen, der eine verstärkt dynamische Entwicklung nach Öffnung der Schulen befürchten lässt, erforderlich, weitere kontaktreduzierende Maßnahmen zur Verzögerung der Ausbreitung zu ergreifen und Infektionsketten zu unterbrechen.“

„Um das Ziel zu erreichen, die Verbreitung des Virus zu verzögern, sehe ich mich daher veranlasst, die oben genannten Maßnahmen zu treffen“, wird Oberbürgermeister Erik Schulz in der Veröffentlichung zitiert.

Kommentar: Wo ist die Kontrolle, wenn man sie braucht?

Nach Monaten des zögerlichen Handels, Abschaffung der Maskenpflicht in der Innenstadt zum erstmöglichen Zeitpunkt und dem ständigen Pochen auf eine fehlende „Verhältnismäßigkeit“ strengerer Schutzmaßnahmen ist das Infektionsgeschehen in Hagen nun seit Wochen sehr hoch. Die Ansteckungen erfolgen diffus, Infektionsketten lassen sich also nicht bestimmen. Und jetzt breiten sich auch noch die gefährlichen Mutationen aus.

Ob die verschärften Maßnahmen nun zu spät kommen oder vielleicht auch nicht, scheint aber fast egal zu sein. Ein kurzer Gang durch unser Viertel heute lässt mich schlimmstes Befürchten: Weder im Umfeld von Kitas und Schulen wurde die Maskenpflicht eingehalten noch vor und um Supermärkte. Als wäre das nicht genug, liefen sogar im Foyer eines Lebensmitteleinzelhändlers Leute wie selbstverständlich ohne Maske herum. Während die anwesende Sicherheitsperson teilnahmslos auf ihrem Smartphone tippte. Von den diversen, beinahe täglichen Beobachtungen von Menschen, die ohne jeden Mund-Nasen-Schutz in Kioske und Pommesbuden spazieren, will ich gar nicht erst anfangen. Und auch nicht von den kleinen, mittleren und sogar größeren Gruppen, die auf den Straßen, Spielplätzen und Plätzen ohne jede Abstände sitzen und die Sonne genießen.

Und ich müsste davon auch gar nicht anfangen, wenn wir einfach alle solidarisch wären – oder im Zweifelsfall wenigstens im Stadtbild präsente Menschen von Ordnungsamt und Polizei hätten. Denn jede Regel ist nur so gut, wie man sich an sie hält. Oder ihre Einhaltung kontrolliert