Das „Meldungsloch“ der Ostertage hat uns eingeholt, die Infektionszahlen in Hagen sind förmlich durch die Decke geschossen. Hagen verzeichnet heute eine 7-Tage-Inzidenz von 284,1 – dem zweithöchsten Tageswert seit Beginn der Pandemie. Die Zahl der Personen mit einem positiven Testergebnis ist so hoch wie nur an zwei Tagen im November. Und, was das eigentlich Drama darstellt: Die Hagener Intensivstationen arbeiten ebenfalls am Limit, auch die Belegung der Intensivbetten erreicht Höchstwerte. Alle Hagener Krankenhäuser melden von ihren Intensivstationen erste Engpässe oder gar Vollauslastung. Weiterhin positiv ist hingegen der rasante Fortgang der Impfungen in Hagen – dieser liegt weit über dem Landesschnitt und es stehen noch immer freie Termine für Personen über 70 und viele Berufsgruppen zur Verfügung. Aufgrund der angespannten Situation verbleiben die Schulen in Hagen auch in der kommenden Woche (Abschlussklassen und Notbetreuung an den Grundschulen ausgenommen) im Distanzunterricht.

Grafik: Stadt Hagen

Aus der sechsten umfassenden Corona-Wochenstatistik der Stadt Hagen, die diesmal für den Zeitraum von 7. bis 13. April vorliegt, geht hervor, dass der Anteil des „diffusen“ Infektionsgeschehens noch weiter zugenommen hat: Bei jetzt schon jedem dritten Fall bzw. 32,9 Prozent (Vorwoche: 30,7 Prozent) aller Infektionen kann das Gesundheitsamt die Quelle der Ansteckung nicht mehr ermitteln. 5,9 Prozent (Vorwoche: 4,7 Prozent) der Personen steckten sich nachweislich am Arbeitsplatz an, 1,4 Prozent (Vorwoche: 3,3 Prozent) sind auf Schule oder Kita zurückzuführen. 1,6 Prozent (Vorwoche: 1,0 Prozent) der Infektionen erfolgten im medizinischen bzw. pflegerischen Bereich und 1,8 Prozent (Vorwoche: 0,0 Prozent) in Gemeinschaftseinrichtungen. Mit 56,3 Prozent (Vorwoche: 60,3 Prozent) erfolgten weiterhin mehr als die Hälfte der Ansteckungen im privaten Umfeld, also zu Hause in der Familie oder bei Treffen mit Freund:innen und Verwandten.

Kostenlose Schnelltests

Alle Bürger*innen in NRW haben die Möglichkeit, einmal pro Woche einen kostenlosen Corona-Schnelltest durchführen zu lassen. Diese erfolgen durch medizinisch geschultes Personal in einer stetig wachsenden Zahl von Test-Centern. Testen lassen darf sich nur, wer keine Symptome hat und nicht direkte Kontaktperson einer*s Infizierten ist. In diesen Fällen sind hausärztliche Praxen oder das Gesundheitsamt zuständig. Sollte ein Schnelltest positiv sein, muss ein Labortest erfolgen.

In Hagen gibt es derzeit 29 Test-Center (Vorwoche: 24). Davon befindet sich leider weiterhin keines in Wehringhausen (als einzigem Stadtteil neben Eilpe und Dahl), jedoch mehrere in der Innenstadt sowie in Haspe. Eine stets aktuelle Liste mit allen Infos zur Terminvergabe gibt es auf hagen-testet.de.

Vom 7. bis zum 13. April wurden an den Test-Centern insgesamt 9.419 (Vorwoche: 9.368) kostenlose Schnelltests durchgeführt. Von diesen waren 99 (Vorwoche: 80) positiv. Das positive Ergebnis wurde in 62 (Vorwoche: 48) Fällen durch einen PCR-Test bestätigt.

Kennzahlen zur Pandemie in Hagen in den vergangenen sieben Tagen

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Laut RKI verteilen sich mit Stand von heute die Neuinfektionen wie folgt auf die Altersgruppen: 6,7% (Vorwoche: 4,2%) Kleinkinder bis 4 Jahre; 12,7% (Vorwoche: 15,3%) Kinder von 5 bis 14 Jahre; 32,0% (Vorwoche: 31,4%) Jugendliche und junge Erwachsene von 15 bis 34 Jahre; 34,1% (Vorwoche: 36,4%) Erwachsene von 35 bis 59 Jahre; 12,4% (Vorwoche: 11,9%) Ältere von 60 bis 79 Jahre sowie 2,1% (Vorwoche: 0,9%) Senioren über 80 Jahre.

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In den vergangenen sieben Tagen wurden von der Stadt Hagen insgesamt 536 (Vorwoche: 310) Neuinfektion gemeldet. Die gemeldeten Fälle der Stadt und damit auch die Inzidenz unterscheidet sich mittlerweile wieder deutlich von den Angaben des RKI. In der Vergangenheit wurden diese Differenzen durch einen Verzug bei der Erfassung der Fälle verursacht. Das RKI berechnet seine Werte nicht anhand des Melde-, sondern des tatsächlichen Infektionszeitpunktes. Werden viele Fälle verzögert gemeldet, fließen diese in die Berechnung nicht mehr ein.

Die Wocheninzidenz liegt laut Zählung der Stadt Hagen heute bei 284,1 (Vorwoche: 164,3). Seit Beginn der Pandemie wurde nur am 8. November 2020 mit 289,4 ein höherer Tageswert gemeldet. Aktuell gelten in Hagen 787 (Vorwoche: 630) Personen offiziell als ansteckend und befinden sich, wie auch ihre nächsten 656 (Vorwoche: 593) Kontaktpersonen, in Quarantäne. Höhere Tageswerte akut infizierter Personen wurden bislang nur am 7. November (798) sowie am 15. November (791) gezählt.

Nach Angaben des RKI liegt Hagen heut auf Platz 2 (Vorwoche: 5) der Städte/Kreise mit der höchsten Inzidenz in Nordrhein-Westfalen. Bundesweit belegen wir Platz 30 (Vorwoche: 64) von 412.

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In der vergangenen Woche sind in Hagen 4 (Vorwoche: 4) Todesfälle in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gemeldet worden. Die Gesamtzahl der Toten steigt damit auf 271 seit Beginn der Pandemie.

Auf den Hagener Intensivstationen wurden in der vergangenen Woche täglich im Schnitt 19 (Vorwoche: 18) schwersterkrankte COVID-19-Patient:innen behandelt, von denen durchschnittlich 13 (Vorwoche: 12) invasiv beatmet werden mussten. Mit 22 wurden am DOnnerstag so viele COVID-19-Fälle auf den Hagener Intensivstationen behandelt, wie erst einmal am 9. November. Von den durchschnittlich 80 (Vorwoche: 81) Intensivbetten in Hagen standen täglich etwa 6 (Vorwoche: 6) zur Verfügung, was 7,5 (Vorwoche: 7,4) Prozent entspricht. Weniger als 15 Prozent freie Intensivbetten stuft das RKI als kritisch ein.

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Laut Angaben der KVWL haben bislang 44.512 (Vorwoche: 35.197) Hagener:innen die erste Schutzimpfung gegen COVID-19 bekommen. Die zweite Impfung haben 12.665 (Vorwoche: 10.735) Personen erhalten. In diesen Zahlen sind die Impfungen in hausärztlichen Praxen, im Hagener Impfzentrum und durch die mobilen Teams der KVWL in Alten- und Pflegeeinrichtungen enthalten. Zusätzlich sind aktuell ca. 4.000 Erst- und 3.000 Zweitimpfungen in den Hagener Krankenhäusern erfolgt.

Im Hagener Impfzentrum stehen aktuell noch freie Termine für Personen ab 70 Jahren zur Verfügung. Diese können online vereinbart werden. Außerdem sind weiterhin Impfungen für viele andere Gruppen möglich, so etwa chronisch Erkrankte nach den STIKO-Prioritäten, Geistliche, Justizbeschäftigte, Hebammen, medizinisches Personal, Beschäftigte und andere Personen, die regelmäßig in Pflegeeinrichtungen oder der ambulanten Pflege beruflich tätig sind. Weiterhin möglich sind Impfungen für Beschäftigte in Kindertagesstätten, Grundschulen, Förderschulen und der Kindertagespflege sowie Personen, die regelmäßig in diesen Einrichtungen arbeiten. Auch Mitarbeitende aus (teil-)stationären Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Werkstätten für behinderte Menschen, Polizist*innen und Mitarbeitende in Impf- und Testzentren sowie bis zu 2 Kontaktpersonen von Schwangeren können einen Termin vereinbaren.

Kitas und Schulen

In Hagen waren auch in der vergangenen Woche mehrere Kitas und Tagespflegestellen von COVID-19-Infektionen betroffen. Die KiTS-Großtagespflegestellen „Kleine Sterne“ (Remberg) und die KiTS-Großtagespflege Sonnenschein (Innenstadt) mussten komplett geschlossen werden. Im Städtischen Kindergarten Quambusch (Haspe) sowie der Städtischen Kita Eckesey wurde jeweils eine Gruppe geschlossen. 

Die Kindertagesstätten in Hagen befinden sich vorerst weiterhin im „eingeschränkten Pandemiebetrieb“ verbleiben. Es gilt der dringende Appell, dass Erziehungsberechtigte ihre Kinder möglichst selbst betreuen. Die Kindertageseinrichtungen bleiben jedoch grundsätzlich geöffnet. Ob das Angebot in Anspruch genommen wird, entscheiden die Erziehungsberechtigten eigenverantwortlich. Der Betreuungsumfang für jedes Kind ist weiterhin um 10 Stunden pro Woche reduziert.

Die Schulen in NRW verbleiben auch in der kommenden Woche im Distanzunterricht. Einen entsprechenden Antrag hat die Stadt Hagen beim Land wegen der anhaltend hohen Inzidenz über 200 eingereicht. Lediglich für Abschlussklassen findet ein Präsenzunterricht statt, in den Grundschulen gibt es eine Notbetreuung.

Blick über die Stadtgrenze

Die durchschnittliche Wocheninzidenz in Nordrhein-Westfalen ist laut MAGS innerhalb einer Woche auf 162,7 (Vorwoche: 108,5) geschnellt. Am stärksten betroffen ist heute nach Angaben des RKI Remscheid (336,8), gefolgt von Hagen (276,1) und dem Oberbergischen Kreis (248,8). In NRW liegen aktuell laut RKI 51 (Vorwoche: 26) Städte/Kreise über der Inzidenz von 100, davon 13 (Vorwoche: 0) über der Inzidenz von 200. Nur zwei Kreise in NRW liegen damit überhaupt noch unter 100 und folglich keiner (Vorwoche: 1) unter 50 oder gar unter 35. In Hagens Nachbarschaft sind die Inzidenzen innerhalb einer Woche wieder massiv angestiegen: Stadt Dortmund 172,9 (+73,1); Kreis Unna 208,4 (+124,8); Ennepe-Ruhr-Kreis 126,2 (+41,4); Märkischer Kreis 214,5 (+28,0).

Auch bundesweit steigtt die durchschnittliche Inzidenz nach Ostern wieder deutlich auf jetzt 160,1 (Vorwoche: 110,4). In ganz Deutschland melden jetzt 99 (Vorwoche: 19) Städte/Kreise bzw. 24 Prozent eine extreme Infektionslage oberhalb einer Inzidenz von 200, insgesamt 349 (Vorwoche: 224) bzw. 84 Prozent liegen über 100. Die Zahl der deutschen Städte und Kreise unterhalb einer Wocheninzidenz 50 sinkt auf 4 (Vorwoche: 19) bzw. 0 Prozent. Lediglich 1 (Vorwoche: 6) bzw. 0 Prozent aller Städte/Kreise haben derzeit die Inzidenz von 35 unterschritten.

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