Die vergangene Woche war eine Woche der traurigen Rekorde in Hagen. Die seit Beginn der Pandemie bislang höchste 7-Tages-Inzidenz (289,4 am 8. November 2020) wurde direkt zweimal übertroffen, der neue Höchstwert wurde mit 294,1 am Samstag, 17. April, erreicht. Bei den akut infizierten Personen wurde sogar beinahe jeden Tag eine neue Höchstmarke erreicht. Am heutigen Freitag sind mit insgesamt 943 so viele Personen in Hagen positiv auf SARS-CoV-2 getestet und gelten als ansteckend, wie an keinem Tag zuvor.

Trotz der weiterhin extremen Infektionslage hat das Verwaltungsgericht in Arnsberg allerdings heute die Ausgangsbeschränkung in Hagen gekippt. Grund sei, dass die Stadt nicht konsequent genug bei der Einführung anderer Regeln sei. So wären etwa Gottesdienste bis 100 Personen erlaubt. Eine Personenzahl, die die Städt gerne begrenzt hätte, was aber vom Land NRW nicht genehmigt wurde …

Stattdessen tritt nun bereits ab dem morgigen Samstag, 24. April, auch in Hagen die „Bundesnotbremse“ in Kraft. Das bedeutet unter anderem, dass es zwischen 22 Uhr abends und 5 Uhr morgens eine Ausgangsbeschränkung gibt. Alle weiteren Regelungen lest ihr heute im Newsletter.

Grafik: Stadt Hagen

Aus der siebten umfassenden Corona-Wochenstatistik der Stadt Hagen, die diesmal für den Zeitraum von 13. bis 19. April vorliegt, geht hervor, dass der Anteil des „diffusen“ Infektionsgeschehens erneut zugenommen hat: Bei jedem dritten Fall bzw. 33,7 Prozent (Vorwoche: 32,9 Prozent) aller Infektionen konnte das Gesundheitsamt die Quelle der Ansteckung nicht ermitteln. 5,8 Prozent (Vorwoche: 5,9 Prozent) der Personen steckten sich nachweislich am Arbeitsplatz an, 1,1 Prozent (Vorwoche: 1,4 Prozent) sind auf Schule oder Kita zurückzuführen. 1,3 Prozent (Vorwoche: 1,6 Prozent) der Infektionen erfolgten im medizinischen bzw. pflegerischen Bereich und 1,9 Prozent (Vorwoche: 1,8 Prozent) in Gemeinschaftseinrichtungen. Mit 56,2 Prozent (Vorwoche: 56,3 Prozent) erfolgten weiterhin mehr als die Hälfte der Ansteckungen im privaten Umfeld, also zu Hause in der Familie oder bei Treffen mit Freund:innen und Verwandten.

Kostenlose Schnelltests

Alle Bürger*innen in NRW haben die Möglichkeit, einmal pro Woche einen kostenlosen Corona-Schnelltest durchführen zu lassen. Diese erfolgen durch medizinisch geschultes Personal in einer stetig wachsenden Zahl von Test-Centern. Testen lassen darf sich nur, wer keine Symptome hat und nicht direkte Kontaktperson einer*s Infizierten ist. In diesen Fällen sind hausärztliche Praxen oder das Gesundheitsamt zuständig. Sollte ein Schnelltest positiv sein, muss ein Labortest erfolgen.

In Hagen gibt es weiterhin 29 Test-Center (Vorwoche: 29). Davon befindet sich leider noch immer keines in Wehringhausen (als noch immer einzigem Stadtteil neben Eilpe und Dahl), jedoch mehrere in der Innenstadt sowie in Haspe. Eine stets aktuelle Liste mit allen Infos zur Terminvergabe gibt es auf hagen-testet.de. Infos zu den beiden „Drive-in“-Stationen für Testungen in Haspe bzw. Boele sowie die „mobile Teststation“ finden sich außerdem auf schnelltest-hagen.de.

Vom 13. bis zum 19. April wurden an den Test-Centern insgesamt 11.071 (Vorwoche: 9.419) kostenlose Schnelltests durchgeführt. Von diesen waren 74 (Vorwoche: 99) positiv. Das positive Ergebnis wurde in 59 (Vorwoche: 62) Fällen durch einen PCR-Test bestätigt.

Kennzahlen zur Pandemie in Hagen in den vergangenen sieben Tagen

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Laut RKI verteilen sich mit Stand von heute die Neuinfektionen wie folgt auf die Altersgruppen: 5,5% (Vorwoche: 6,7%) Kleinkinder bis 4 Jahre; 14,9% (Vorwoche: 12,7%) Kinder von 5 bis 14 Jahre; 32,5% (Vorwoche: 32,0%) Jugendliche und junge Erwachsene von 15 bis 34 Jahre; 38,8% (Vorwoche: 34,1%) Erwachsene von 35 bis 59 Jahre; 7,5% (Vorwoche: 12,4%) Ältere von 60 bis 79 Jahre sowie 0,8% (Vorwoche: 2,1%) Senioren über 80 Jahre.

Betrachtet man diese dem RKI gemeldeten Zahlen in Bezug zum Anteil der Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung, ergeben sich heute folgende 7-Tage-Inzidenzen:

Alter7-Tage-Inzidenz aktuellVorwoche
0-4 Jahre280,8
5-14 Jahre419,9
15-34 Jahre355,2
35-59 Jahre290,5
60-79 Jahre85,5
über 80 Jahre43,4

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In den vergangenen sieben Tagen wurden von der Stadt Hagen insgesamt 495 (Vorwoche: 536) Neuinfektion gemeldet. Die gemeldeten Fälle der Stadt und damit auch die Inzidenz unterscheidet sich noch immer auffällig von den Angaben des RKI. In der Vergangenheit wurden diese Differenzen durch einen Verzug bei der Erfassung der Fälle verursacht. Das RKI berechnet seine Werte nicht anhand des Melde-, sondern des tatsächlichen Infektionszeitpunktes. Werden viele Fälle verzögert gemeldet, fließen diese in die Berechnung nicht mehr ein.

Die Wocheninzidenz liegt laut Zählung der Stadt Hagen heute bei 262,3 (Vorwoche: 284,1). Aktuell gelten in Hagen 943 (Vorwoche: 787) Personen offiziell als ansteckend und befinden sich, wie auch ihre nächsten 859 (Vorwoche: 656) Kontaktpersonen, in Quarantäne.

Nach Angaben des RKI liegt Hagen heut auf Platz 6 (Vorwoche: 2) der Städte/Kreise mit der höchsten Inzidenz in Nordrhein-Westfalen. Bundesweit belegen wir Platz 43 (Vorwoche: 30) von 412.

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In der vergangenen Woche sind in Hagen 13 (Vorwoche: 4) Todesfälle in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gemeldet worden. Die Gesamtzahl der Toten steigt damit auf 284 seit Beginn der Pandemie.

Auf den Hagener Intensivstationen wurden in der vergangenen Woche täglich im Schnitt 15 (Vorwoche: 19) schwersterkrankte COVID-19-Patient:innen behandelt, von denen durchschnittlich 6 (Vorwoche: 13) invasiv beatmet werden mussten. Von den durchschnittlich 81 (Vorwoche: 80) Intensivbetten in Hagen standen täglich etwa 10 (Vorwoche: 6) zur Verfügung, was 12,4 (Vorwoche: 7,5) Prozent entspricht. Weniger als 15 Prozent freie Intensivbetten stuft das RKI als kritisch ein. Bei diesen Zahlen ist allerdings zu beachten, dass das St.-Johannes-Hospital in Boele schon seit einigen Tagen keine Zahlen mehr an das DIVI Intensivregister gemeldet hat.

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Laut Angaben der KVWL haben bislang 51.973 (Vorwoche: 44.512) Hagener:innen die erste Schutzimpfung gegen COVID-19 bekommen. Die zweite Impfung haben 12.665 (Vorwoche: 14.058) Personen erhalten. In diesen Zahlen sind die Impfungen in hausärztlichen Praxen, im Hagener Impfzentrum und durch die mobilen Teams der KVWL in Alten- und Pflegeeinrichtungen enthalten. Zusätzlich sind aktuell ca. 4.000 Erst- und 2.000 Zweitimpfungen in den Hagener Krankenhäusern erfolgt.

Im Hagener Impfzentrum werden aktuell Termine für Personen ab 70 Jahren vergeben. Diese können online vereinbart werden. Außerdem sind weiterhin Impfungen für viele andere Gruppen möglich, so etwa Geistliche, Justizbeschäftigte, Hebammen, medizinisches Personal, Beschäftigte und andere Personen, die regelmäßig in Pflegeeinrichtungen oder der ambulanten Pflege beruflich tätig sind.

Weiterhin möglich sind Impfungen für Beschäftigte in Kindertagesstätten, Grundschulen, Förderschulen und der Kindertagespflege sowie Personen, die regelmäßig in diesen Einrichtungen arbeiten. Auch Mitarbeitende aus (teil-)stationären Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Werkstätten für behinderte Menschen, Polizist*innen und Mitarbeitende in Impf- und Testzentren sowie bis zu 2 Kontaktpersonen von Schwangeren und Pflegebedürftigen aller Pflegestufen können einen Termin vereinbaren.

Außerdem können mittlerweile auch chronisch Erkrankte nach §4 des Impfgesetzes mit einem entsprechenden Attest geimpft werden: Personen mit behandlungsfreien in Remission befindlichen Krebserkrankungen,Personen mit Immundefizienz oder HIV-Infektion, Autoimmunerkrankungen oder rheumatologische Erkrankungen, Personen mit einer Herzinsuffizienz, Arrhythmie, einem Vorhofflimmern, einer koronaren Herzkrankheit oder arterieller Hypertonie, Personen mit zerebrovaskulären Erkrankungen, Apoplex oder einer anderen chronischen neurologischen Erkrankung, Personen mit Asthma bronchiale, Personen mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung, Personen mit Diabetes mellitus ohne Komplikationen sowie Personen mit Adipositas (BMI über 30).

Kitas und Schulen

In Hagen waren auch in der vergangenen Woche mehrere Kitas und Schulen von COVID-19-Infektionen betroffen. Zu neuen Quarantänemaßnahmen kam es an Cuno-Berufskolleg II (Innenstadt), Fichte-Gymnasium (Innenstadt), Grundschule Kuhlerkamp, Heinrich-Heine-Realschule (Boelerheide) und Realschule Halden. In der Johanniter-Kita Kochstraße (Altenhagen), der AWO-Kita Heidezwerge (Boelerheide) und der Hegemann-Kita Gabriel (Remberg) wurde jeweils eine Gruppe geschlossen. Die Kita Spiel- und Kinderhaus Hohenlimburg musste komplett schließen.

Die Kindertagesstätten in Hagen befinden sich aufgrund der bundesweiten „Corona-Notbremse“ ab Montag in der „bedarfsorientierten Notbetreuung„. Das bedeutet: Die Kindertageseinrichtungen bleiben zwar grundsätzlich mit einem um 10 Stunden pro Woche reduzierten Betreuungsumfang geöffnet. Die Eltern sind jedoch aufgefordert, die Kinder wann immer möglich selbst zu betreuen. Ein Betreuungsbedarf muss in der Regel mittels einer schriftlichen Erklärung bestätigt werden.

Die Schulen in Hagen verbleiben aufgrund der Notbremse weiterhin im Distanzunterricht. Lediglich für Abschlussklassen findet ein Präsenzunterricht statt, in den Grundschulen gibt es eine Notbetreuung.

Blick über die Stadtgrenze

Die durchschnittliche Wocheninzidenz in Nordrhein-Westfalen ist laut MAGS innerhalb einer Woche weiter auf 181,0 (Vorwoche: 162,7) gestiegen. Am stärksten betroffen ist heute nach Angaben des RKI Herne (301,7), gefolgt von Remscheid (280,2) und Gelsenkirchen (269,6). In NRW liegen aktuell laut RKI 51 (Vorwoche: 51) Städte/Kreise über der Inzidenz von 100, davon 17 (Vorwoche: 13) über der Inzidenz von 200. Nur zwei Kreise in NRW liegen damit weiterhin überhaupt noch unter 100, keiner (Vorwoche: 0) unter 50 oder gar unter 35. Auch in Hagens Nachbarschaft sind die Inzidenzen innerhalb der vergangenen Woche weiter angestiegen: Stadt Dortmund 216,4 (+43,5); Kreis Unna 244,9 (+36,5); Ennepe-Ruhr-Kreis 157,4 (+31,2); Märkischer Kreis 219,9 (+5,4).

Auch bundesweit ist die durchschnittliche Inzidenz weiter leicht auf jetzt 164,0 (Vorwoche: 160,1) gestiegen. In ganz Deutschland melden jetzt 109 (Vorwoche: 99) Städte/Kreise bzw. 31 Prozent eine extreme Infektionslage oberhalb einer Inzidenz von 200, insgesamt 351 (Vorwoche: 349) bzw. 85 Prozent liegen über 100. Die Zahl der deutschen Städte und Kreise unterhalb einer Wocheninzidenz 50 bleibt bei 4 (Vorwoche: 4) bzw. 0 Prozent. Jetzt 2 (Vorwoche: 1) bzw. 0 Prozent aller Städte/Kreise haben derzeit die Inzidenz von 35 unterschritten.

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