Nach einer nur kurzen Erholung zur Wochenmitte steigen die Infektionszahlen in Hagen derzeit wieder leicht an. Entgegen dem sonstigen bundes- und landesweiten Trend. In Hagen liegt die 7-Tages-Inzidenz mit 225,8 aber dennoch unter dem Wert der Vorwoche (235,3). In Nordrhein-Westfalen ist Hagen allerdings mittlerweile die einzige Stadt, in der noch eine Inzidenz über 200 festgestellt wird. Auch auf den Intensivstationen ist die Lage deutlich kritischer geworden. Ein Lichtblick: Mehr als 10 Prozent aller Hagener*innen sind mittlerweile komplett gegen Covid-19 geimpft.

Grafik: Stadt Hagen

Aus der zehnten Corona-Wochenstatistik der Stadt Hagen, die diesmal für den Zeitraum von 4. bis 10. Mai vorliegt, geht hervor, dass weiterhin rund jede dritte Infektion einen unklaren Ursprung hat, also nicht zurückverfolgt werden kann: der Anteil des „diffusen“ Infektionsgeschehens liegt bei 32,4 Prozent (Vorwoche: 34,5 Prozent). Am Arbeitsplatz haben sich 6,0 Prozent (Vorwoche: 5,9 Prozent) der Personen nachweislich angesteckt. Distanzunterricht und Notbetreuung machen sich weiter bemerkbar: Keine (Vorwoche: 0,4 Prozent) der neuen Infektionen sind auf Schule oder Kita zurückzuführen. 1,2 Prozent (Vorwoche: 0,2 Prozent) der Infektionen erfolgten im medizinischen bzw. pflegerischen Bereich und 0,5 Prozent der Neuansteckungen (Vorwoche: 0,0 Prozent) sind auf Gemeinschaftseinrichtungen zurückzuführen. Mit 60,0 Prozent (Vorwoche: 58,9 Prozent) erfolgt weiterhin der mit Abstand größte Anteil der Ansteckungen im privaten Umfeld, also beispielsweise zu Hause in der Familie oder bei Treffen mit Freund*innen und Verwandten.

Erneut wurden mit sinkenden Infektionszahlen auch weniger PCR-Tests in Hagen durchgeführt: In der Kalenderwoche 18 untersuchten Labore 1.824 Hagener Corona-Proben (Vorwoche: 1.980), von denen 36,8 Prozent (Vorwoche: 36,4 Prozent) positiv waren.

Kostenlose Schnelltests

Alle Bürger*innen in NRW haben die Möglichkeit, einmal pro Woche einen kostenlosen Corona-Schnelltest durchführen zu lassen. Diese erfolgen durch medizinisch geschultes Personal in einer stetig wachsenden Zahl von Test-Centern. Testen lassen darf sich nur, wer keine Symptome hat und nicht direkte Kontaktperson einer*s Infizierten ist. In diesen Fällen sind hausärztliche Praxen oder das Gesundheitsamt zuständig. Sollte ein Schnelltest positiv sein, muss ein Labortest erfolgen.

In Hagen gibt es mittlerweile 39 Test-Center (Vorwoche: 32) – ein 40. soll voraussichtlich am 20. Mai als erste in Wehringhausen bei „Le Chat Noir“ an der Lange Straße eröffnen. Besonders viele der Teststellen befinden sich in der Innenstadt (Fußgängerzone) sowie einige in Haspe. Es gibt auch mehrere Möglichkeiten für Drive-in-Tests.

Vom 4. bis 10. Mai wurden an den Test-Centern insgesamt 20.771 (Vorwoche: 18.764) kostenlose Schnelltests durchgeführt. Von diesen waren 54 (Vorwoche: 52) durch einen PCR-Test bestätigt positiv. 2 Tests waren „falsch positiv“.

Kennzahlen zur Pandemie in Hagen in den vergangenen sieben Tagen

Alter7-Tage-Inzidenz aktuellVorwoche
0-4 Jahre228,8322,5
5-14 Jahre323,4300,7
15-34 Jahre313,7329,9
35-59 Jahre227,4252,6
60-79 Jahre92,873,3
über 80 Jahre72,314,5

Betrachtet man die dem RKI gemeldeten Zahlen in Bezug zum Anteil der Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung, zeigt sich, dass diese bei Kindern, Jugendlichen sowie jüngeren Erwachsenen weiterhin sehr hoch sind. Ein beachtenswerter Anstieg ist jedoch bei Senior*innen zu bemerken. Von den drei in dieser Woche in Hagen an COVID-19 verstorbenen Personen waren zwei 80 Jahre oder älter, die dritte Person 70 Jahre.

Mit 68,2 Prozent sind laut Angabe des Hagener Gesundheitsamtes mehr als 2 von 3 Infektionen in Hagen auf die Corona-Variante B.1.1.7 zurückzuführen. Bei der zuerst in Großbritannien festgestellten Mutation handelt es sich um seine sogenannte „Besorgniserregende Variante“ (Variant of Concern, VOC). Auch die Mutation B.1.351, die zuerst in Südafrika entdeckt wurde, ist eine VOC. Sie wurde in Hagen bei 1,2 Prozent der Neuinfektionen nachgewiesen. Weitere 0,7 Prozent der Infektionen gehen auf die Mutation B.1.620 zurück, die eine sogenannte „Unter Beobachtung stehende Variante“ (Variant of Interest, VOI) ist und einen unklaren Ursprung hat. Bei 29,9 Prozent oder beinahe jedem dritten positiven Test wurde bislang keine Mutation des Corona-Virus SARS-CoV-2 nachgewiesen.

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In den vergangenen sieben Tagen wurden von der Stadt Hagen insgesamt 426 (Vorwoche: 444) Neuinfektion gemeldet. Die gemeldeten Fälle der Stadt und damit auch die Inzidenz unterscheidet sich noch immer deutlich von den Angaben des RKI. In der Vergangenheit wurden diese Differenzen durch einen Verzug bei der Erfassung der Fälle verursacht. Werden Fälle verzögert gemeldet, fließen diese in die Berechnung der Bundesbehörde nicht mehr ein.

Die Wocheninzidenz liegt laut Zählung der Stadt Hagen heute bei 225,8 (Vorwoche: 235,3). Aktuell gelten in Hagen 796 (Vorwoche: 863) Personen offiziell als ansteckend und befinden sich, wie auch ihre nächsten 580 (Vorwoche: 613) Kontaktpersonen, in Quarantäne.

Nach Angaben des RKI liegt Hagen nun auf Platz 1 (Vorwoche: 2) von 53 der Städte/Kreise mit der höchsten Inzidenz in Nordrhein-Westfalen – als einzige mit einer Inzidenz über 200. Bundesweit belegen wir Platz 11 (Vorwoche: 18) von 412 und gehören zu den letzten 13 Städten/Kreisen, deren Inzidenz die 200 übersteigt.

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In der vergangenen Woche sind in Hagen 3 (Vorwoche: 6) Todesfälle in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gemeldet worden. Die Gesamtzahl der Toten steigt damit auf 297 seit Beginn der Pandemie.

Auf den Hagener Intensivstationen wurden in der vergangenen Woche täglich im Schnitt 12 (Vorwoche: 8) schwersterkrankte COVID-19-Patient:innen behandelt, von denen durchschnittlich 7 (Vorwoche: 4) invasiv beatmet werden mussten. Von den durchschnittlich 78 (Vorwoche: 80) Intensivbetten in Hagen standen täglich etwa 4 (Vorwoche: 9) zur Verfügung, was 5,1 Prozent (Vorwoche: 11,3 Prozent) entspricht. Weniger als 15 Prozent freie Intensivbetten stuft das RKI als kritisch ein. Bis auf das Allgemeine Krankenhaus melden alle Hagener Kliniken derzeit Engpässe oder komplette Auslastung im Intensivbereich.

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Laut Angaben der KVWL haben bislang 81.056 (Vorwoche: 72.239) Hagener*innen die erste Schutzimpfung gegen COVID-19 bekommen, was etwa 43 Prozent aller Hagener*innen sind. Vollständig geimpft sind nun 19.845 (Vorwoche: 15.338) Personen und damit mehr als 10 Prozent der Hagener Bevölkerung. In diesen Zahlen sind die Impfungen in hausärztlichen Praxen, im Hagener Impfzentrum und durch die mobilen Teams der KVWL enthalten. Zusätzlich sind Impfungen des Personals direkt in den Hagener Krankenhäusern erfolgt.

In Hapse fand am heutigen Freitag, 14. Mai, eine weitere Impfaktion vornehmlich für Obdachlose und Menschen in prekären Wohnsituationen mit dem Vakzin von „Johnson & Johnson“ statt. Diese war, auch wenn noch keine Zahlen vorliegen, augenscheinlich endlich ein voller Erfolg: Bereits zwei Stunden vor Impfbeginn standen Menschen durch die gesamte Hasper Fußgängerzone in der Schlange, der Andrang riss im Laufe des Tages kaum ab. Ähnlichen Aktionen in der vergangenen Woche in Wehringhausen und Altenhagen hatten hingegen viel weniger Menschen angelockt.

Kitas und Schulen

Zwar befinden sich die Kitas und Schulen in Hagen aufgrund der extrem hohen Inzidenz weiterhin in der Notbetreuung bzw. im Distanzunterricht. Dennoch waren auch in dieser Woche einige Einrichtungen von COVID-19-Infektionen betroffen. In der Kath. Kita St. Elisabeth (Klosterviertel) musste eine Gruppe geschlossen werden. Die Caritas-Kita St. Engelbert (Remberg) wurde komplett geschlossen.

Blick über die Stadtgrenze

Die durchschnittliche Wocheninzidenz in Nordrhein-Westfalen ist laut MAGS nun die dritte Woche in Folge deutlich gesunken auf jetzt 103,4 (Vorwoche: 138,3). Am stärksten betroffen ist heute nach Angaben des RKI Hagen (215,7), gefolgt von Leverkusen (184,4) und dem Oberbergischen Kreis (154,8). In NRW liegen aktuell laut RKI 26 (Vorwoche: 46) Städte/Kreise über der Inzidenz von 100, davon 5 (Vorwoche: 20) über 150, 2 (Vorwoche: 15) über 165 und 1 (Vorwoche: 5) über der Inzidenz von 200. In NRW liegen nun 27 Kreise (Vorwoche: 7) unter 100 sowie 1 (Vorwoche: 0) unter 50, jedoch noch immer keiner unter 35. In Hagens Nachbarschaft sind die Inzidenzen eine weitere Woche in Folge teils deutlich gesunken, überall sind nun erste Lockerungen möglich: Stadt Dortmund 128,9 (Vorwoche: 173,1); Kreis Unna 121,8 (Vorwoche: 147,1); Ennepe-Ruhr-Kreis 75,0 (Vorwoche: 100,0); Märkischer Kreis 112,4 (Vorwoche: 151,6).

Auch bundesweit ist die durchschnittliche Inzidenz erneut deutlich auf jetzt 96,5 (Vorwoche: 125,7) gesunken. In ganz Deutschland melden nur noch 13 (Vorwoche: 38) Städte/Kreise bzw. 3 Prozent eine extreme Infektionslage oberhalb einer Inzidenz von 200, insgesamt 173 (Vorwoche: 267) bzw. 41 Prozent liegen über 100, 44 (Vorwoche: 116) über 150 und 27 (Vorwoche: 93) über 165. Die Zahl der deutschen Städte und Kreise unterhalb einer Wocheninzidenz 50 steigt weiter auf 45 (Vorwoche: 18) bzw. 10 Prozent. Weiterhin 5 (Vorwoche: 5) bzw. 1 Prozent aller Städte/Kreise haben derzeit die Inzidenz von 35 unterschritten.

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