Die Stadt Hagen berechnet die Corona-Inzidenz jetzt wie das RKI

(Foto: Chris Liverani/Unsplash)

In den vergangenen Monaten kam es deshalb schon vielfach zu Verwirrungen: Die Angabe der Corona-Neuinfektionen der letzten Woche umgerechnet auf 100.000 Einwohner*innen („7-Tage-Inzidenz“) existiert für Hagen mit zwei unterschiedlichen Werten. Zum einen die Angabe des Gesundheitsamtes der Stadt Hagen, zum anderen die Angabe des Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) und darüber der Bundesbehörde Robert-Koch-Institut (RKI).

Die beiden Angaben weichen teils deutlich von einander ab, so liegt die Inzidenz laut Stadt beispielsweise am heutigen Donnerstag bei 101,2, während das RKI uns mit 95,4 schon unterhalb der nächsten kritischen Grenze sieht. Und während die Angabe der Stadt durch deren eigene Medienarbeit unter anderem in den sozialen Netzwerken und der Lokalpresse besonders weit in unserer Stadt verbreitet ist, ist doch die Zahl des RKI für Verschärfungen oder Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen entscheidend.

Auch ich habe für meine Statistiken seit Anfang Oktober 2020 die Zahl der Stadt Hagen genutzt. In meinem täglichen Corona-Update bei Telegram nenne ich zum Vergleich beide Werte. Doch damit ist nun Schluss.

Ab jetzt nur noch ein Wert

Wie die Stadt Hagen heute mitteilt, passt sie vor dem Hintergrund eventuell anstehender Lockerungen ihre Berechnungen an die Methode des RKI an. „Wir haben bislang eine andere – ebenfalls etablierte – Berechnungsmethode als das Land NRW genutzt“, erklärt Dr. Anjali Scholten, Leiterin des Gesundheitsamtes der Stadt Hagen. „Das Land NRW hat uns dazu geraten, unsere Berechnung anzupassen, um Missverständnisse zu vermeiden.“ Ab Freitag, 28. Mai, übernimmt die Stadt Hagen daher zur Berechnung der Sieben-Tage-Inzidenz die für Lockerungen entscheidende Methode des RKI.

Woher kommen die Unterschiede?

Die Stadt Hagen erfasste bislang täglich alle positiven PCR-Testergebnisse, die von den Laboren übermittelt wurden. Daraus ergaben sich die täglichen Neuinfektionen. Um die Sieben-Tage-Inzidenz zu berechnen, wurden die täglichen Neuinfektionen der letzten sieben Tage zusammengezählt, mal 100.000 genommen und anschließend durch 188.686 (laut Land NRW die offiziell festgelegte Einwohner*innenzahl von Hagen) geteilt. Ein positiver Fall zählte also immer an dem Tag, an dem das Laborergebnis bei der Stadt eingetroffen ist.

Das RKI hingegen zählt das positive Ergebnis nur für den Tag, an dem es tatsächlich durch einen positiven PCR-Test oder einen diesem vorangegangenen positiven Schnelltest ermittelt wurde. Dieser Wert wird täglich um 0 Uhr „eingefroren“ und dient dann zusammen mit den Werten der vorherigen sieben Tage zur Berechnung der Inzidenz – auch er wird mit 100.000 multipliziert und anschließend durch 188.686 geteilt.

Zwar meldet die Stadt Hagen alle bei ihr eingegangenen positiven Test-Ergebnisse laut eigener Angabe umgehend an das Land NRW und das RKI, es kann jedoch zu Verzögerungen kommen. Verzögerungen entstehen beispielsweise durch überlastete Labore und Gesundheitsämter. Aber auch bei positiven Schnelltests liegt die PCR-Bestätigung erst einige Tage später vor. In allen diesen Fällen, an dem das positive Testergebnis nicht noch am selben Tag vor 0 Uhr an das RKI weitergeleitet wurde, fließt es nicht mehr in dessen Inzidenz-Berechnung ein.

Was stimmt denn nun?

Das bedeutet, dass einerseits die durch das RKI berechnete Inzidenz etwas zu niedrig sein kann, weil sie (seltene) positive Schnelltests sowie verzögerte Meldungen nicht berücksichtigt. Andererseits kann aber auch die Inzidenz der Stadt Hagen etwas zu hoch sein, da sie gegebenenfalls Ergebnisse enthalten kann, die älter als der berücksichtigte Sieben-Tage-Zeitraum sind.

Nicht zuletzt gilt auch zu berücksichtigen, dass es sich bei den für die Berechnung genutzten 188.686 Einwohner*innen nur um eine etwas ältere mathematische Schätzung der in unserer Stadt lebenden Menschen durch das Landesamtes für Statistik (IT.NRW) handelt. Die Inzidenz ist damit zwar generell ein ziemlich genauer, aber dennoch nur ein ungefährer Schätzwert für die aktuelle Entwicklung der Pandemie in einer Stadt oder einem Landkreis.