Ob in einigen Bundesstaaten der USA, in Israel, vielen europäischen Ländern oder in Hagen: Es wird immer deutlicher, dass die vierte Corona-Welle zu einer „Pandemie der Ungeimpften“ wird. In Florida sterben mittlerweile täglich über 200 Menschen an Covid-19, die meisten von ihnen ohne Impfschutz. Und auch in Hagen waren alle in dieser Woche mit Covid-19 im Krankenhaus behandelten Personen nicht oder nicht vollständig geimpft. Eine Impfung schützt vielleicht nicht in allen Fällen vor Erkrankungen – das tut keine Impfung gegen keine Krankheit. Doch wir können immer deutlicher sehen, dass die Corona-Impfung bislang in den allermeisten Fällen vor schweren oder tödlichen Verläufen schützt.

Was wir aber auch sehen: Neben einigen Personen, die aus welchen Gründen auch immer eine Impfung ablehnen, treffen die neuen Infektionen vor allem Kinder und Jugendliche. Denn diese haben bislang oft überhaupt keine Möglichkeit zur Schutzimpfung. Mitte der Woche waren, die genauen Zahlen nannte mir die Stadt auf Nachfrage, 61 Prozent der Corona-Infektionen in Hagen auf Schüler:innen zurückzuführen. Am Großteil der Schulen gibt es mittlerweile Quarantänemaßnahmen. Zwar wehrte sich NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) in einem Interview mit dem Deutschlandfunk dagegen, dass das Land eine „Durchseuchung“ der Kinder beabsichtige. Dabei ging es aber vor allem darum, dass ihm das Wort nicht gefällt.

Währenddessen setzen Gastronomie und Eventbranche etwa in Hamburg, aber beispielsweise auch beim „Rü Oktoberfest“ in Essen, nun bereits auf ihr Hausrecht und erfordern „2G“ für ihre Lokalitäten. Es dürfen nur noch geimpfte oder genesene Personen hinein. Das Ansteckungsrisiko durch und von Ungeimpften ist einfach zu hoch. Beispiele, die meiner Ansicht nach und mit auch in Hagen wieder steigenden Impfquoten gerne nachgemacht werden dürfen.

Kennzahlen zur Pandemie in Hagen in den vergangenen sieben Tagen

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In den vergangenen sieben Tagen wurden aus Hagen insgesamt 336 (Vorwoche: 166) Neuinfektion gemeldet. Die Wocheninzidenz liegt laut RKI heute bei 178,1 (Vorwoche: 88,0). Aktuell gelten in Hagen 495 (Vorwoche: 248) Personen laut Gesundheitsamt als ansteckend und befinden sich, wie auch ihre nächsten 717 (Vorwoche: 225) Kontaktpersonen, in Quarantäne. Der 7-Tage-R-Wert (also die Anzahl an weiteren Personen, die ein:e Infiziert:e ansteckt) liegt aktuell bei 2,01. Damit verdoppelten sich die Fälle innerhalb einer Woche.

Inzidenz nach Alter

Alter7-Tage-Inzidenz aktuellVorwoche
Alle178,188,0
0-4 Jahre176,893,6
5-14 Jahre573,1255,3
15-34 Jahre258,3117,6
35-59 Jahre140,583,7
60-79 Jahre26,912,2
über 80 Jahre14,524,4
(Quelle: RKI)

Betrachtet man die dem RKI gemeldeten Zahlen der vergangenen sieben Tage in Bezug zum Anteil der Altersgruppen zeigt sich weiterhin bei Kindern und Jugendlichen ein drastischer Anstieg. Die Inzidenz bei Kleinkindern bis 4 Jahren liegt mit 17 Fällen etwa im Durchschnitt. Die derzeit noch beinahe gänzlich ungeimpften 5- bis 14-Jährigen erreichen nun sogar mehr als das Dreifache des Durchschnitts: 101 Infektionen, Inzidenz 573,1.

Die 15- bis 34-Jährigen bilden mit 112 Infektionen und einer Inzidenz von 258,3 die weiterhin am zweitstärksten betroffene Kohorte. Die 35- bis 59-Jährigen liegen mit 89 Fällen weiterhin unter dem Schnitt. Nur sehr wenig betroffen sind die weitgehend durchgeimpften Altersgruppen ab 60 Jahren.

Schulen und Kitas

Seit dem Ende der Sommerferien wurden immer mehr Corona-Infektionen an Schulen entdeckt. Aktuell gibt es laufende Quarantänemaßnahmen an 38 von 64 Schulen in Hagen quer durch alle Stadtteile und Schulformen und täglich kommen viele neue hinzu. Die aktuellen Meldungen bekommt ihr in meinem Telegram-Kanal. Aktuell sind diese Schulen betroffen (in Klammern jeweils die Meldedaten neuer bzw. weiterer Quarantänemaßnahmen):

  1. Albrecht-Dürer-Gymnasium (24.8.)
  2. Christian-Rohlfs-Gymnasium (23.8., 25.8.)
  3. Cuno-Berufskolleg I (23.8., 24.8., 25.8.)
  4. Cuno-Berufskolleg II (26.8., 27.8.)
  5. Ernst-Eversbusch-Schule (26.8.)
  6. Erwin-Hegemann-Schule (24.8., 25.8., 27.8.)
  7. Fichte-Gymnasium (20.8., 23.8.)
  8. Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule (23.8., 24.8.)
  9. Fritz-Steinhoff-Gesamtschule (23.8., 24.8., 26.8.)
  10. Fritz-Reuter-Schule (23.8.)
  11. Funckeparkschule (23.8., 25.8.)
  12. Gesamtschule Eilpe (23.8., 25.8.)
  13. Gesamtschule Haspe (21.8., 23.8.)
  14. Goetheschule (26.8.)
  15. Goldbergschule (23.8., 25.8., 26.8.)
  16. Grundschule Boloh (26.8.)
  17. Grundschule Helfe (23.8.)
  18. Grundschule Hestert (23.8., 27.8.)
  19. Grundschule Kuhlerkamp (24.8.)
  20. Gymnasium Hohenlimburg (26.8.)
  21. Henry-van-de-Velde-Schule (25.8.)
  22. Heinrich-Heine-Realschule (25.8.)
  23. Herman-Löns-Schule (23.8.)
  24. Janusz-Korczak-Schule (23.8., 26.8.)
  25. Käthe-Kollwitz-Berufskolleg (23.8., 27.8.)
  26. Karl-Ernst-Osthaus Schule (23.8., 26.8.)
  27. Kaufmannsschule I (23.8.)
  28. Kaufmannsschule II (26.8., 27.8.)
  29. Kipperschule (23.8., 26.8.)
  30. Liselotte-Funcke-Schule (23.8., 27.8.)
  31. Meinolfschule (25.8., 27.8.)
  32. Realschule Halden (24.8., 26.8.)
  33. Realschule Haspe (21.8., 27.8.)
  34. Realschule Hohenlimburg (23.8., 24.8., 25.8.)
  35. Ricarda-Huch-Gymnasium (20.8., 25.8., 26.8.)
  36. Sekundarschule Altenhagen (23.8., 27.8.)
  37. Theodor-Heuss-Gymnasium (23.8.)
  38. Vinckeschule (26.8., 27.8.)

Nur sehr wenig betroffen sind hingegen bislang die Einrichtungen der Kindertagespflege. In der vergangenen Woche wurden erst verschiedene Gruppen und schließlich die gesamte städtische Kita „Am Gosekolk“ (Haspe) geschlossen. Ebenfalls komplett geschlossen werden musste die städtische Kita „Amalie Sieveking“ in der Gutenbergstraße in Wehringhausen. Eine Gruppe wurde an der städtischen Kita „Wehringhauser Stadtmäuse“ an der Eugen-Richter-Straße in Quarantäne geschickt.

Infektionsursprung

Grafik: Stadt Hagen

Wie aus der aktuellen Corona-Wochenstatistik der Stadt Hagen hervorgeht, die diesmal für den Zeitraum von 17. bis 23. August vorliegt, kann das Hagener Gesundheitsamt wieder bei mehr Ansteckung die Quelle zurückverfolgen. Und das obwohl mir die Pressestelle der Stadt in dieser Woche auf meine Nachfrage mitteilte, dass eine Nachverfolgung ab einer Inzidenz von 130 nur noch schwierig möglich sei, auch wenn das Gesundheitsamt auf Hochtouren arbeite.

Nur noch etwa ein Viertel bzw. 25,2 Prozent (Vorwoche: 28,3 Prozent) der Infektionen erfolgen „diffus“. Personen, die sich nachweislich im Urlaub angesteckt haben, machen mit 46,6 Prozent (Vorwoche: 46,7 Prozent) noch eine weitere Woche beinahe jeden zweiten Corona-Fall in Hagen aus. Zum Erhebungszeitpunkt hatte es erst drei Schultage nach den Sommerferien gegeben – dennoch gingen bereits 4,0 Prozent aller neuen Infektionen (Vorwoche: 0,8 Prozent) auf Schulen und Kitas zurück. Außerdem haben sich 0,3 Prozent (Vorwoche: 1,7 Prozent) im Erhebungszeitraum nachweislich am Arbeitsplatz angesteckt. Neue Infektionen gab es außerdem im medizinischen und pflegerischen Bereich (0,3 Prozent) sowie in Gemeinschaftseinrichtungen (1,0 Prozent). Mit 22,5 Prozent (Vorwoche: 22,5 Prozent) bildet die Zahl der Ansteckungen im privaten Umfeld, also beispielsweise zu Hause in der Familie oder bei Treffen mit Freund:innen und Verwandten, einen weiterhin großen Anteil an den festgestellten Gesamtinfektionen.

In der Kalenderwoche 33 untersuchten Labore im Rahmen des Infektionsschutzes 676 (Vorwoche: 304) vom Gesundheitsamt entnommene Hagener Corona-Proben, von denen 34,8 Prozent (Vorwoche: 44,1 Prozent) positiv waren.

Kostenlose Schnelltests

Alle Bürger:innen in NRW haben noch bis 10. Oktober die Möglichkeit, kostenlose Corona-Schnelltests durchführen zu lassen. Diese erfolgen durch medizinisch geschultes Personal in anerkannten Test-Centern. Testen lassen darf sich nur, wer keine Symptome hat und nicht direkte Kontaktperson von Infizierten ist. In diesen Fällen sind hausärztliche Praxen oder das Gesundheitsamt zuständig. Sollte ein Schnelltest positiv sein, muss sofort ein PCR-Test in einer ärztlichen Praxis erfolgen.

In Hagen gibt es einige Test-Center, darunter auch eines in Wehringhausen. Vom 17. bis 23. August wurden an den Test-Centern insgesamt 20.971 (Vorwoche: 14.513) kostenlose Schnelltests durchgeführt. Bei 16 (Vorwoche: 20) wurde ein positives Ergebnis durch einen PCR-Test bestätigt, 2 (Vorwoche: 2) Tests waren „falsch positiv“.

Mutationen

(Grafik: Stadt Hagen)

Die Stadt Hagen kann es auch nach mehreren Monaten nicht lassen und benennt die Corona-Mutationen in ihrer Statistik weiterhin nach den Ländern, in denen sie zuerst registriert wurden. Nun, sei es drum: Die hochansteckende Delta-Variante dominiert auch in Hagen das Infektionsgeschehen. Andere Mutationen wurden im Untersuchungszeitraum nicht ermittelt. Bei 18,4 Prozent der untersuchten Proben konnte keine Mutation des Corona-Virus SARS-CoV-2 nachgewiesen werden, was allerdings auch an einer nicht ausreichenden Virenmenge in der jeweiligen Probe liegen kann.

Todesfälle und Hospitalisierung

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In den vergangene Wochen ist in Hagen keine (Vorwoche: 1) Person in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Die Gesamtzahl der Toten, die in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion in Hagen gemeldet wurden, bleibt damit bei 326 seit Beginn der Pandemie.

In den Hagener Krankenhäusern mussten am Stichtag 25. August insgesamt 14 (Vorwoche: 10) Personen mit Covid-19 behandelt werden. Bei allen lag kein vollständiger Impfschutz vor. Auf den Hagener Intensivstationen wurden in der vergangenen Woche im Schnitt 2 (Vorwoche: 2) schwerste Covid-19-Fälle behandelt.

Corona-Impfungen

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Die Quote der neuen Corona-Impfungen steigt erneut an. Laut Angabe der KVWL wurden in Hagen mit Stand vom 27. August rund 70 Prozent der Bevölkerung bzw. 132.087 Personen (Vorwoche: 129.455) mindestens einmal gegen Covid-19 geimpft. Etwa 65 Prozent bzw. 125.563 Personen (Vorwoche: 120.161) haben nun den vollen Impfschutz. In diesen Zahlen sind die Impfungen im Hagener Impfzentrum, durch mobile Teams der KVWL und in kassenärztlichen Praxen enthalten. Die zusätzlichen Impfungen bei Betriebs- und Privatärzt:innen und in Krankenhäusern werden in der Statistik nicht erfasst. Die tatsächliche Zahl der Geimpften dürfte daher etwas höher sein.

Impftermine

In der kommenden Zeit werden wieder einige „niederschwellige“ Impfangebote zur Verfügung stehen. Generell sind die Termine für alle Personen ab 16 Jahren ohne Voranmeldung offen und es gibt meist die Impfstoffe von „Johnson & Johnson“ oder „Biontech“ zur Auswahl. Im Hagener Impfzentrum können – mit Einverständniserklärung der Eltern – auch Kinder ab 12 Jahren geimpft werden.

  • Am Freitag, 27. August, und am Montag, 30. August, ist der Impfbus zwischen 8 und 14 Uhr am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg, Liebigstraße 20 bis 22, anzutreffen.
  • Am Sonntag, 29. August, besucht der Impfbus von 11 bis 17 Uhr das Gartencenter Augsburg in Hohenlimburg.
  • Das Rahel-Varnhagen-Kolleg auf Emst steuert der Bus noch einmal am Dienstag, 31. August, von 10 bis 16 Uhr an.
  • An den Cuno-Berufskollegs in der Innenstadt wird am Mittwoch, 1. September, von 8 bis 14 Uhr die Möglichkeit zur Corona-Impfung angeboten.
  • Das Impfzentrum Hagen in der Stadthalle hat am Samstag, 28. August (14-20 Uhr), Mittwoch, 1. September (8-20 Uhr), Donnerstag, 2. September (14-20 Uhr), Freitag, 3. September (14-20 Uhr), Samstag, 4. September (14-20 Uhr), Sonntag, 5. September (8-20 Uhr), sowie Montag, 6. September (14-20 Uhr), geöffnet.

Verschiedene besonders gefährdete Gruppen (u.a. chronisch Erkrankte, Senior:innen über 80 Jahre, pflegebedürftige Personen) können in NRW, wenn ihre zweite Impfung mindestens sechs Monate her ist, eine Auffrischungsimpfung bekommen. Auch alle Personen, die bislang nur mit einem Vektorimpfstoff („Johnson & Johnson“, „Astrazeneca“) geimpft wurden, können ab sechs Monate nach der zweiten (bei J&J nach der ersten) Impfung eine Auffrischung mit einem mRNA-Impfstoff erhalten. Die Auffrischungen nehmen ausschließlich die Hausärzt:innen vor.

Blick über die Stadtgrenze

Nach Angaben des RKI belegt Hagen mit einer Inzidenz von 178,1 heute Platz 6 (Vorwoche: 21) aller 53 Landkreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen. Bundesweit belegen wir Platz 7 (Vorwoche: 26) der am stärksten betroffenen von allen 412 Städten/Kreisen. Kurzfristig lag Hagen im Wochenverlauf sogar wieder auf Platz 3 in NRW.

Die durchschnittliche Wocheninzidenz in Nordrhein-Westfalen steigt laut MAGS nun bereits seit sechs Wochen wieder stetig an auf jetzt 125,7 (Vorwoche: 83,4). Am stärksten betroffen sind in Deutschland Wuppertal (238,3), Leverkusen (224,5), Rosenheim (201,3) und Mönchengladbach (199,5). In NRW liegen heute 38 (Vorwoche: 14) Kreise/Städte über der Inzidenz 100, sowie alle 53 (Vorwoche: 49) über der Inzidenz 50 und damit auch (Vorwoche: 52) über Inzidenz 35. Auch in Hagens Nachbarschaft sind die Inzidenzen wieder deutlich gestiegen: Stadt Dortmund 109,8 (Vorwoche: 159,6); Kreis Unna 53,9 (Vorwoche: 91,7); Ennepe-Ruhr-Kreis 53,4 (Vorwoche: 91,0); Märkischer Kreis 112,6 (Vorwoche: 143,2).

Bundesweit ist die durchschnittliche Inzidenz zwar deutlich unter der in NRW, steigt aber ebenfalls weiter auf jetzt 70,3 (Vorwoche: 48,8) gestiegen. In ganz Deutschland liegen nun 52 (Vorwoche: 17) Städte/Kreise über 100, 234 (Vorwoche: 128) über 50 und 296 (Vorwoche: 220) über 35.

Regeln in Hagen

Die Inzidenzstufen in NRW wurden zum 20. August abgeschafft und durch ein neues Modell ersetzt: Grundsätzlich bleibt alles geöffnet und erlaubt, es gilt aber in vielen Bereichen weiterhin eine Maskenpflicht, die AHA-Regeln sind zu beachten und in Ausnahmefällen gibt es Personenbeschränkungen. Bei einer stadt-, kreis- oder bundeslandweiten Inzidenz, die mehr als fünf Tage über 35 liegt, gilt in vielen Bereichen zusätzlich eine 3G-Pflicht: Der Zutritt ist dann nur Personen erlaubt, die eine vollständige Impfung, eine Genesung oder einen aktuellen negativen Corona-Schnelltest vorweisen können. Schulkinder bis 16 Jahren gelten durch die regelmäßigen Schultestungen automatisch als getestet.

Aktuell liegt die Inzidenz in Hagen und ganz NRW deutlich über 35, es gelten also die verschärften Regelungen.

Im Detail könnt ihr alle aktuellen Corona-Regeln in Hagen und NRW hier noch einmal nachlesen.