Seit einer Woche steigen die Infektionszahlen in Hagen kontinuierlich an. In NRW halten wir längst wieder den Inzidenz-Spitzenplatz. Entsprechend liegen auch zunehmend mehr Patient:innen mit Covid-19 in den Hagener Krankenhäusern. Eine weitere Woche in Folge wurden in Hagen zwei Corona-Todesfälle gemeldet.

Besonders betroffen von Neuinfektionen sind in erschreckend steigendem Maße immer mehr Kinder: Nirgendwo in ganz Deutschland sind verhältnismäßig so viele 5- bis 14-Jährige positiv auf Corona getestet wie in Hagen. Auch bei allen anderen Altersgruppen unter 60 Jahren liegen wir weit über dem bundes- und NRW-weiten Durchschnitt.

Kennzahlen zur Pandemie in Hagen in den vergangenen sieben Tagen

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In den vergangenen sieben Tagen wurden aus Hagen insgesamt 275 (Vorwoche: 212) neue positive Corona-Tests gemeldet. Die Wocheninzidenz liegt laut RKI heute bei 145,7 (Vorwoche: 112,4). Aktuell gelten in Hagen 472 (Vorwoche: 425) Personen laut Gesundheitsamt als ansteckend und befinden sich, wie auch ihre nächsten 233 (Vorwoche: 163) Kontaktpersonen, in Quarantäne. Der 7-Tage-R-Wert (also die Anzahl an weiteren Personen, die ein:e Infiziert:e rechnerisch ansteckt) liegt aktuell bei 1,36 (Vorwoche: 0,78) und liegt damit über Eins – die Zahl der Neuinfektionen ist im Laufe der Woche also gestiegen. Mittlerweile haben sich im Verlauf der Pandemie insgesamt rund 7,7 Prozent (Vorwoche: 7,6 Prozent) der Hagener Bevölkerung nachweislich mit Corona angesteckt.

Inzidenz nach Alter

Alter7-Tage-Inzidenz aktuellVorwoche
Alle145,7112,4
0-4 Jahre156,093,6
5-14 Jahre641,1368,6
15-34 Jahre133,8129,8
35-59 Jahre110,5113,7
60-79 Jahre22,012,2
über 80 Jahre28,97,2
(Quelle: RKI)

Schon in den letzten Wochen sind die dem RKI gemeldeten Zahlen der vergangenen sieben Tage in Bezug zum Anteil der Altersgruppen bei Kindern und Jugendlichen im schulpflichtigen Alter alarmierend gewesen. Doch nun sind sie in Hagen förmlich explodiert. Die Inzidenz bei Säuglingen und jungen Kindern bis 4 Jahren liegt mit 15 Fällen etwas über der durchschnittlichen Inzidenz in Hagen – die die höchste in NRW ist. Die weiterhin weitgehend ungeimpften und seit Wochen am stärksten betroffenen 5- bis 14-Jährigen erreichen mit 113 Fällen jetzt bereits mehr als das Vierfache des Durchschnittswertes. Beinahe jeder zweite positive Corona-Test in Hagen erfolgte in der vergangenen Woche bei einem Kind unter 15 Jahren.

Bei den 15- bis 34-Jährigen steigen die neuen positiven Testungen von 56 in der Vorwoche auf jetzt 58 nur wenig, sie bilden dennoch mit einer Inzidenz von 133,8 weiterhin die am zweitstärksten betroffene Kohorte. Die 35- bis 59-Jährigen liegen mit 70 Fällen (Vorwoche: 72) nun unter dem Hagener Schnitt. Wieder spürbar mehr sind mit steigenden Gesamtzahlen jetzt auch die weitgehend durchgeimpften Altersgruppen ab 60 Jahren mit 13 (Vorwoche: 8) Fällen betroffen.

Kitas und Schulen

Trotz der Lockerungen der Regeln für Quarantänemaßnahmen an Schulen mussten in der vergangenen Woche wieder vermehrt solche ergriffen werden. Zu neuen Quarantäneanordnungen durch das Gesundheitsamt kam es an:

  • Grundschule Helfe
  • Astrid-Lindgren-Grundschule
  • Hermann-Löns-Grundschule
  • Liselotte-Funcke-Sekundarschule

Infektionsursprung

Grafik: Stadt Hagen

Wie aus der aktuellen Corona-Wochenstatistik der Stadt Hagen hervorgeht, die diesmal für den Zeitraum von 21. bis 27. September vorliegt, ist die Zahl der nicht mehr rückverfolgbaren Infektionen erneut zurückgegangen.

Nur noch weniger als die Hälfte bzw. 40,3 Prozent (Vorwoche: 46,1 Prozent) der Infektionen erfolgten „diffus“. Mit 45,5 Prozent (Vorwoche: 42,0 Prozent) bildet die Zahl der Infektionen im privaten Umfeld, also beispielsweise zu Hause in der Familie oder bei Treffen mit Freund:innen und Verwandten, den weiterhin höchsten Anteil der nachvollziehbaren Ansteckungen. Die nachweislich drittmeisten Ansteckungen erfolgten mit 5,6 Prozent (Vorwoche: 6,6 Prozent) weiterhin am Arbeitsplatz. Die Zahl der Personen, die sich nachweislich bei Auslandsreisen angesteckt haben, machen mit 3,4 Prozent (Vorwoche: 2,9 Prozent) weiterhin die viertgrößte Gruppe aus. Auf Kitas und Schulen entfallen 2,6 Prozent (Vorwoche 2,1 Prozent) der nachgewiesenen Infektionsketten. Ebenso auf 2,6 Prozent kommen Gemeinschaftseinrichtungen (Vorwoche: 0,0 Prozent). Keine nachgewiesenen neuen Infektionen gab es hingegen im medizinisch/pflegerischen Bereich (Vorwoche: 0,4 Prozent).

In der Kalenderwoche 38 untersuchten Labore im Rahmen des Infektionsschutzes 865 (Vorwoche: 1.073) vom Gesundheitsamt angeordnete Hagener Corona-Proben, von denen 36,5 Prozent (Vorwoche: 28,4 Prozent) positiv waren. Bei 92,0 Prozent (Vorwoche: 87,7 Prozent) aller im untersuchten Zeitraum in Hagen positiv auf Corona getesteten Personen lag überhaupt kein oder zumindest kein vollständiger Impfschutz vor.

Kostenlose Schnelltests

Alle Bürger:innen in NRW haben noch bis 10. Oktober die Möglichkeit, kostenlose Corona-Schnelltests durchführen zu lassen. Diese erfolgen durch medizinisch geschultes Personal in anerkannten Test-Centern. Testen lassen darf sich nur, wer keine Symptome hat und nicht direkte Kontaktperson von Infizierten ist. In diesen Fällen sind hausärztliche Praxen oder das Gesundheitsamt zuständig. Sollte ein Schnelltest positiv sein, muss sofort ein PCR-Test in einer ärztlichen Praxis erfolgen.

In Hagen gibt es einige Test-Center, darunter auch eines in Wehringhausen. Die Gesamtzahl der durchgeführten Schnelltests wird von der Stadt Hagen in ihrer Wochenstatistik nicht mehr angegeben. Wohl aber, dass in der KW 38 insgesamt 264 (Vorwoche: 233) Schnelltests ein bestätigt positives Ergebnis zeigten und so dabei halfen, 17,4 Prozent (Vorwoche: 12,9 Prozent) aller bekannten Infektionen zu entdecken.

Todesfälle und Hospitalisierung

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In der vergangenen Woche sind in Hagen eine weitere Woche in Folge zwei Personen an Covid-19 gestorben (Vorwoche: 2). Die Gesamtzahl der Toten, die in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion in Hagen gemeldet wurden, steigt damit auf 334 seit Beginn der Pandemie. Damit sind seit Beginn der Pandemie 2,3 Prozent aller Corona-Infektionen in Hagen tödlich verlaufen.

In den Hagener Krankenhäusern mussten am Stichtag 29. September insgesamt 13 (Vorwoche: 11) Personen mit Covid-19 behandelt werden. Bei 10 (Vorwoche: 9) lag kein vollständiger Impfschutz vor. Auf den Hagener Intensivstationen wurden am Stichtag laut Stadt Hagen 7 (Vorwoche: 3) schwerste Covid-19-Fälle behandelt, von denen 6 (Vorwoche: 2) keinen vollständigen Impfschutz hatten.

Die Angaben über Covid-19-Fälle auf den Hagener Intensivstationen weichen erneut deutlich zwischen denen im „offiziellen“ DIVI-Intensivregister und denen, die die Stadt direkt bei den Krankenhäusern erfragt hat, ab. Ich habe diesbezüglich eine Anfrage an alle Hagener Krankenhäuser gestellt und bin auf die Antworten gespannt.

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Corona-Impfungen

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Am 29. September hatte das Hagener Impfzentrum den letzten Tag geöffnet. Die Quote der neuen Corona-Impfungen in Hagen blieb dennoch und auch trotz mehrerer niederschwelliger Angebote sehr niedrig. Laut Angabe der KVWL wurden in Hagen mit Stand vom 1. Oktober rund 73,4 Prozent (Vorwoche: 72,8 Prozent) der Bevölkerung bzw. 138.477 Personen (Vorwoche: 137.365) mindestens einmal gegen Covid-19 geimpft. Etwa 69,9 Prozent (Vorwoche: 68,9 Prozent) bzw. 131.791 Personen (Vorwoche: 129.907) haben nun den vollen Impfschutz. Außerdem haben in Hagen bereits 1.512 Personen (Vorwoche: 994) einen sogenannten „Impf-Booster“, also eine Auffrischungsimpfung, erhalten.

In diesen Zahlen sind die Impfungen im Hagener Impfzentrum, durch mobile Teams der KVWL und in kassenärztlichen Praxen enthalten. Die zusätzlichen Impfungen bei Betriebs- und Privatärzt:innen und in Krankenhäusern werden in der Statistik nicht erfasst. Die tatsächliche Zahl der Geimpften dürfte daher etwas höher sein – die Stadt Hagen schätzt je etwa 3.000 Erst- und vollständig Geimpfte mehr.

Impftermine

Das Hagener Impfzentrum ist geschlossen. Für Erst-, Zweit- und Booster-Impfungen sind nun vor allem die hausärztlichen Praxen zuständig.

Ob derzeit in Hagen weitere niederschwellige Impfaktionen in den Stadtteilen geplant sind, ist mir nicht bekannt.

Blick über die Stadtgrenze

Nach Angaben des RKI belegt Hagen mit einer Inzidenz von 145,7 heute Platz 1 (Vorwoche: 3) aller 53 Landkreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen. Bundesweit belegen wir Platz 10 (Vorwoche: 23) der am stärksten betroffenen von allen 412 Städten/Kreisen.

Die durchschnittliche Wocheninzidenz in Nordrhein-Westfalen sinkt nun bereits die fünfte Woche in Folge auf jetzt 55,9 (Vorwoche: 61,2). Bundesweit steigt die durchschnittliche Inzidenz hingegen leicht auf 64,3 (Vorwoche: 62,5).

Urlaub und Reisen

Wer über 12 Jahre alt ist und nach Deutschland einreist, egal aus welchem Land und mit welchem Verkehrsmittel, muss über ein aktuelles negatives Testergebnis, einen Impfnachweis oder einen Genesenennachweis verfügen.

Wer aus einem ausländischen Hochrisikogebiet einreist, muss sich darüber hinaus zuvor bei der Bundesregierung anmelden und sich unmittelbar nach der Ankunft am deutschen Wohnort für zehn Tage in häusliche Quarantäne begeben. Die Quarantäne kann ggf. durch einen negativen Test auf fünf Tage verkürzt werden.

Seit dem 26. September gelten Äthiopien, Burundi, das französische Überseegebiet Neukaledonien, St. Vincent und die Grenadinen sowie Slowenien als neue Hochrisikogebiete. Ab dem 3. Oktober sind außerdem Belarus, El Salvador, Litauen und Rumänien als neue Hochrisikogebiete eingestuft.

Von der Liste der Hochrisikogebiete gestrichen wurden hingegen am 26. September die französische Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, Japan und der Senegal. Ab dem 3. Oktober gilt auch Mosambik nicht mehr als Hochrisikogebiet.

Aktuelle Regeln in Hagen

Ab dem heutigen 1. Oktober wurden die Corona-Regeln in NRW weiter gelockert. Was aktuell gilt, findet ihr hier.

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