Das Hinweisschild auf die “Nihon Kai Akademie” ist bestimmt allen schon einmal aufgefallen, die mit offenen Augen durch die Södingstraße gegangen sind. Denn es sticht mit seiner Gestaltung aus dem allgemeinen Wehringhauser Straßenbild ungewohnt hervor. Trotzdem handelt es sich um einen der eher unbekannteren Orte im Viertel.

Um die Schule und ihr Dōjō – so nennt man nur den eigentlichen Trainingsraum, wie Betreiber Bernd A. Kühnapfel erklärt – zu betreten, muss man den Innenhof durchqueren und eine Außentreppe in den ersten Stock nehmen. Die so versteckt gelegene, große Halle war einst eine Spielwarenfabrik, kann Kühnapfel weiter berichten, der an dieser Stelle seit über 20 Jahren die Kampfkunstschule leitet. Insgesamt existiert “Nihon Kai” mittlerweile sogar schon über 25 Jahren in Hagen-Wehringhausen.

Auf dem Lehrplan stehen neben Kempo Karate, Jiu Jitsu, Aiki Jitsu, Kendo, Tai Chi und Qi Gong auch verschiedene Formen des Deeskalationstrainings. So bietet Kühnapfel, selbst ehemaliger Rettungssanitäter, auch spezialisierte Kurse für die Angehörigen von Rettungs- und Sicherheitsdiensten an. “Leider kommt es bei Rettungseinsätzen immer wieder zu Übergriffen. Da ist es wichtig, selbstsicher zu sein, deeskalierend zu handeln und sich im Zweifelsfall auch verteidigen zu können”, erklärt der Träger des 9. Dan.

Bernd A. Kühnapfel, der in den 70er-Jahren über Kung-Fu-Filme zu seiner Passion gelangte, hat aber auch weitere Zielgruppen im Blick. So gibt es im “Nihon Kai” mittlerweile auch Kurse für Familien, für Seniorinnen und Senioren sowie seit neuestem auch in Zusammenarbeit mit der Hagener Aids-Hilfe ganz spezielle Formate für Menschen aus der “LGBTQIA+”-Community. “Brutale Überfälle auf Homosexuelle oder Trans-Personen nehmen leider immer mehr zu”, sieht Kühnapfel den dringenden Handlungsbedarf. “Deshalb wollen wir mit diesem Angebot Möglichkeiten zum Selbstschutz unterrichten.”

Der gebürtige Sauerländer Kühnapfel lebt selbst seit vielen Jahren in Wehringhausen. “Früher war es hier das Paradies”, erzählt er ganz ironiefrei. Die Entwicklung des Viertels in den letzten Jahren sieht der passionierte Kampfkünstler aber kritisch. Es würde immer dreckiger, überall würden wilde Müllkippen entstehen. An Wehringhausen schätzt Bernd A. Kühnapfel ganz besonders auch die Nähe zur Natur, der Wald ist immer nur wenige Minuten entfernt – und hat das mittlerweile in einem weiteren Angebot seiner Schule verarbeitet. 

Die “Nihon Kai Outcamp Akademie” bietet Kurse in der freien Natur an, die von der Orientierung in unbekanntem Gelände bis hin zu Überlebenstraining reichen. Mit den neuen “Pro Mensch” genannten Kursen sollen künftig sogar Kampfkunst, Outdoor-Training, Sicherheit und Selbstachtung in einem Programm verbunden werden.