Zuwanderung im Fokus: Neuer städtischer Fachbereich

Natalia Keller (Mitte) wird den neuen Fachbereich leiten, den sie gemeinsam mit Oberbürgermeister Erik O. Schulz und Sozialdezernentin Margarita Kaufmann vorstellte. (Foto: Charlien Schmitt/Stadt Hagen)

Nirgendwo in Nordrhein-Westfalen leben so viele Menschen mit einem sogenannten „Migrationshintergrund“ wie in Hagen. 43 Prozent und damit beinahe jede:r zweite Hagener:in wurden also entweder selbst ohne die deutsche Staatsangehörigkeit geboren oder hat mindestens ein Elternteil, dass bei Geburt eine andere Staatsangehörigkeit hatte.

Um diesem großen Anteil der Bevölkerung bestmögliche Chancen zu bieten, hat die Stadt Hagen die Gründung eines neuen Fachbereiches „Integration, Zuwanderung und Wohnraumsicherung“ beschlossen. Dort sollen Kompetenzen gebündelt werden, die zuvor auf verschiedene Ressorts verteilt waren und damit teils lange Dienstwege oder gar doppelte Strukturen zur Folge hatten. Der neue Fachbereich bietet nun alle relevanten Verwaltungsaufgaben, Wohnraumsicherung, materielle Hilfen und Sozialdienste sowie bedarfsorientierte Einzelfallbetreuung für Migrant:innen aus einer Hand. Dazu gehört auch das Kommunale Integrationszentrum sowie „Sonderprojekte im Bereich Südosteuropa“.

In Wehringhausen gut bekannt

Leiterin des neuen Fachbereiches ist Natalia Keller, die bereits seit 2019 im Bereich der städtischen Integrationsarbeit tätig ist. Seit 2012 leitete sie die „Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien“ (RAA) und deren Umwandlung in ein Kommunales Integrationszentrum – eines der ersten in ganz NRW. Zuletzt leitete sie die Abteilung „Angebote für Kinder, Jugendliche und junge Menschen“ im städtischen Fachbereich Jugend und Soziales.

In dieser Funktion ist Natalia Keller in Wehringhausen ein bekanntes Gesicht. Seit vielen Jahren nimmt sie engagiert an den Sitzungen des „Lenkungskreises der Sozialen Stadt Wehringhausen“ teil, schaltete sich sogar aus dem Urlaub zu Videokonferenzen zu. An den vergangenen Stadtteilkonferenzen war sie ebenso beteiligt wie an der „Akteurskonferenz unteres Wehringhausen“.

„Alle Belange der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen abzudecken und den einhergehenden Herausforderungen des Zusammenlebens aller Bürgerinnen und Bürger gerecht zu werden, ist eine umfangreiche, anspruchsvolle, aber auch dringende Aufgabe“, stellt Natalia Keller zur Gründung des neuen Fachbereichs fest. „Ich kenne die Herausforderungen von Integration nicht nur aus der Fachliteratur“, sagt die neue Fachbereichsleiterin, die selbst eine Zuwanderungsgeschichte hat. 

Schwerpunkt Südosteuropa

Die übergeordnete Verantwortung für den Fachbereich liegt bei Margarita Kaufmann, Dezernentin für die Bereiche Jugend und Soziales, Bildung und Kultur. Kaufmann stellt fest: „Zwangsläufig legt der neue Fachbereich auch einen Arbeitsschwerpunkt auf die Zuwanderung aus Südosteuropa.“ Das sei aber nicht das einzige Thema. „Die Themen Integration, Zuwanderung und Wohnraumsicherung werden ganzheitlich angegangen und bleiben weiterhin auch eine Aufgabe der gesamten Stadtverwaltung“, stellt die Dezernentin klar, denn die Gruppe der in Hagen wohnhaften Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sei alles andere als homogen.

Einerseits gibt es eine hohe Anzahl von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die bereits in der zweiten oder dritten Generation in Hagen leben. Andererseits bilden aber auch geflüchtete Menschen, die seit 2015 Hagen zugewiesen wurden beziehungsweise nach Ablauf der Wohnsitzauflage zugezogen sind eine große Gruppe. Und natürlich die in den vergangenen Jahren in hoher Zahl zugezogenen Bürger:innen sogenannter „EU-2-Staaten“, vornehmlich Rumänien und Bulgarien.

Die Stadt Hagen hat unter Federführung von Natalia Keller bereits 2012 ein Integrationskonzept erstellt, das 2019 fortgeschrieben wurde. Im Zuge der Erkenntnis, dass die EU-2-Zuwanderung die Kommune durch den häufigen Zu- und Wegzug von Personen vor besondere Herausforderungen stellt, wurde es nun um ein spezielles Konzept für die Integration der Menschen aus Südosteuropa ergänzt. 

Impuls aus der Verwaltung

„Eine Stadtgesellschaft mit einem hohen Anteil von Bürgerinnen und Bürgern mit Zuwanderungsgeschichte ist bunt, vielfältig und interessant“, meint Oberbürgermeister Erik O. Schulz. „Aber sie birgt auch Herausforderungen.“ Deshalb müsse die Stadtverwaltung Prozesse von Integration und Zuwanderung aktiv mitgestalten. Daher habe der Verwaltungsvorstand bereits Ende 2020 die Gründung des neuen Fachbereiches angeregt.

Das Ergebnis sei nun die Essenz von einem Jahr intensiven Austausches und guter Abstimmungen. „Der Verwaltungsvorstand der Stadt Hagen hat somit entscheidende organisatorische Veränderungen in die Wege geleitet, die sich positiv auf die Etablierung des Kommunalen Integrationsmanagements auswirken werden“, ist Schulz überzeugt.