(Foto: Kunst vor Ort)

„Ich mache Kunst“, sagt die achtjährige Sara-Maria und streckt mit einem breiten Grinsen eine kreativ gestaltete Hand voller Farbe in die Luft. Wenig später drückt sie die Hand auf ein riesiges Packpapier, das Marian Pansch und Sara Klych auf dem Tisch im Kulturladen ausgebreitet haben.

Einmal in der Woche bieten Marian und Sara oder ihre Kolleg*innen vom Verein „Kunst vor Ort“ Kindern die Chance, kreativ zu sein und mit Papier, Farbe und anderen Materialien Kunst zu gestalten. „Kinder sind in erster Linie Kinder, egal welche Nationalität und welchen kulturellen Hintergrund sie haben“, findet Sara Klych, die vom ersten Tag in den Sommerferien 2016, als alles begann, zum Projektteam gehört.

„Bei gutem Wetter gehen wir einmal in der Woche mit unseren Materialien nach draußen auf den Wilhelmsplatz“, berichtet sie und gerät ins Schwärmen beim Gedanken an die Aktionen, die sie mit den Kindern schon realisiert hat. Die Auffälligste ist das Trafohäuschen auf dem Wilhelmsplatz, das sie und ihre Kolleg*innen mit vielen Kindern bemalt haben. Rupi, Janusz, Sara-Maria und die anderen Kinder erinnern sich gut an diese Aktion.

„Das ist da, wo wir immer Fußball spielen“, erklärt der elfjährige Rupi. Und genau das ist der Kern des Vereins „Kunst vor Ort“, dorthin zu gehen, wo sich junge Menschen im Stadtteil aufhalten und ihnen ein Angebot zu machen.

(Foto: Kunst vor Ort)

„Anfangs sind wir wirklich direkt zu den Kindern gegangen und haben sie angesprochen, ob sie mal schauen möchten“, erinnert sich Elena Grell, die das Projekt nach einer Sozialraumanalyse ins Leben gerufen hat. Aus ihrer täglichen Arbeit beim Jugendring weiß sie, was ihr damals aufgefallen ist.

„Migrationsfamilien und Flüchtlingsfamilien werden von vielen klassischen Bildungsträgern einfach nicht erreicht. Die Gründe sind sicher vielschichtig, Sprachbarrieren, aber oft auch Unkenntnis über solche Angebote.“ Umso schöner, dass das Angebot von „Kunst vor Ort“ einen so großen Zulauf erfährt, 50 Kinder kommen teilweise an einem Nachmittag vorbei und nicht selten bringen sie ihre Geschwister und Eltern mit. „Die Eltern kennen und vertrauen uns“, hat auch Sara Klych erlebt. „Auch bei Problemen wenden sie sich inzwischen an uns.” Dann ebnen die Künstler*innen den Weg zu sozialen Einrichtungen, die helfen können, denn Sozialarbeiter sind sie nicht – aber gut vernetzt. Die niedrigschwellige Arbeit über die Kunst ist also gelungen.

„Das sieht man an den Kindern. Viele waren anfangs zurückhaltend und haben kaum ein Wort Deutsch gesprochen, jetzt sind sie selbstbewusst und sprechen richtig gut die deutsche Sprache.“

Und das fällt auf bei dem Treffen. Obwohl fast alle Kinder aus rumänischen Familien stammen und zu Hause ihre Muttersprache sprechen, unterhalten sie sich auf Deutsch mit den begleitenden Künstler*innen und mit den anderen Kindern. Selbst beim Fußballspiel, das sich im hinteren Teil des Kulturladens entwickelt, wird auf Deutsch gejubelt und geschimpft, wenn der Ball ins Tor fällt. „Kunst vor Ort“ in Wehringhausen ist ein Beispiel für die Aktionen des Projektes.

So wie die Kinder in Wehringhausen wissen, dass sie donnerstags von 15.00 bis 18.00 Uhr „Kunst machen“ können, so stehen für die Kinder und Jugendlichen aus Altenhagen freitags Künstler*innen mit Materialien, Ideen und offenem Ohr bereit. Im Interesse der Kinder, im Interesse der Menschen, im Interesse des Sozialraums und einer Welt des Miteinanders.

Das Jahr 2018 brachte für „Kunst vor Ort“ dann auch weitere schöne Neuigkeiten: Aus der Initiative ist mittlerweile ein gemeinnütziger, eingetragener Verein geworden. So kann die Arbeit auch langfristig gesichert werden, zudem sollen weitere Stadtteile mit besonderem Bedarf an niederschwelligen Angeboten im Bereich der kulturellen Bildung erschlossen werden.

(Foto: Kunst vor Ort)

Und als wären das noch nicht ausreichend erfreuliche Nachrichten für den Jahresbeginn, flatterte auch noch eine Anfrage der Hagener Dezernate ins Haus mit der Bitte, fünf großformatige Bilder für die Räume des Fachbereichs des Oberbürgermeisters zu gestalten. Aus dieser Zusammenarbeit entstanden Bilder, welche von rund 30 kleinen, kreativen Künstler*innen gestaltet wurden und die unterschiedlichen Aufgaben der Dezernate darstellten.

Weitere Sonderaktionen stehen in Planung. Man darf also gespannt bleiben; auf dem Laufenden halten kann man sich jedenfalls auf der Homepage des Vereins.