Förderprojekt macht Wilhelmsplatz zum Treffpunkt

Die Falken wollen auch 2022 mit allen Menschen, die um den Wilhelmsplatz leben, bunte Feste feiern. (Foto: SJD Die Falken)

Nach einigen Wirren (ich berichtete) konnte nun eine gültige Abstimmung erfolgen: Der „Lenkungskreis der Sozialen Stadt Wehringhausen“ hat entschieden, welche Projekte in diesem Jahr aus dem 31.500 Euro starken Verfügungsfonds gefördert werden sollen.

Wichtig zu wissen ist dabei, dass die Mittel des Programms „Soziale Stadt“ 2022 zum letzten Mal zur Verfügung stehen. Denn genau zehn Jahre nach dem ersten Bewilligungsbescheid ist die millionenschwere Förderung unseres Stadtteils, zu der auch viele städtebauliche Maßnahmen zählen, im Dezember vorbei.

Von den 23 stimmberechtigten Mitgliedern des Lenkungskreises haben 17 an der Abstimmung teilgenommen. Acht der neun beantragten Projekte wurden angenommen, eines abgelehnt. Da drei der angenommenen Anträge eine Fördersumme von über 4.000 Euro haben, gilt das Ergebnis für sie jedoch lediglich als Empfehlung, hier muss die Bezirksvertretung Mitte in ihrer nächsten Sitzung entscheiden. Angenommen, die Bezirksvertretung stimmt allen Anträgen zu, beliefe sich das gesamte Fördervolumen auf 28.230 Euro – für weitere Projekte im Viertel stünden also im gesamten restlichen Jahr noch 3.270 Euro zur Verfügung.

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Musik und Hinterhöfe

Die auf jeden Fall angenommenen Anträge sind: „Das Klangensemble aus der Nachbarschaft“ (3.340 Euro) vom Nachhaltigkeitszentrum. Hier sollen 6- bis 12-jährige Kinder insbesondere aus dem unteren Wehringhausen unter Leitung von Miaris Marios im Sinne des „Upcycling“ aus gespendeten Materialien wie Konservendosen, Strohhalmen oder ähnlichem Musikinstrumente bauen. Durch Pädagog:innen und in Zusammenarbeit mit den Vereinen Kunst vor Ort und Romano Drom sollen Kinder aus dem unteren Wehringhausen so nicht nur beschäftigt werden, sondern auch eine musikalische Bildung erhalten.

Ebenfalls definitiv gefördert wird der „Tag der offenen Hinterhöfe“, der in diesem Jahr wieder stattfinden soll und erneut vom Grünen Stern durchgeführt wird. Die liebgewonnene Traditionsveranstaltung erhält 640 Euro für den Druck von Flyern und Plakaten. Wie üblich ist die Einbeziehung vieler Menschen, Vereine und Institutionen aus dem Viertel geplant.

Zirkus und Kino

Die drei weiteren, aufgrund der Förderhöhe sofort genehmigten, Projekte werden allesamt von SJD Die Falken durchgeführt. Der Jugendverband mit Sitz in der Bismarckstraße bringt sich schon lange intensiv in die Jugendarbeit im mittleren und unteren Wehringhausen ein. So wurden bereits im vergangenen Jahr mehrere durch die „Soziale Stadt“ geförderte Projekte auf dem Wilhelmsplatz durchgeführt.

Eines davon war der Spiel- und Zirkustreff, der 2022 aber nun vom Wilhelms- zum Bodelschwinghplatz verlegt wird. Die Gegend an der Wehringhauser Straße rund um den Bodelschwinghplatz war in den letzten Monaten mehrfach in die Schlagzeilen geraten, da dort spielende Kinder beispielsweise Busse mit Gegenständen beschmissen hatten oder sogar vor die Fahrzeuge gesprungen waren. Intensive Sozialarbeit soll nun dafür sorgen, die Langeweile der insbesondere aus rumänischen und bulgarischen Familien stammenden Kinder, die in diesem Bereich vielfach unbeaufsichtigt auf der Straße spielen, in sinnvolle Bahnen zu lenken. Dieses Vorhaben stützt auch der Spiel- und Zirkustreff der Falken, bei dem mehrere Monate lang jede Woche für etwa zweieinhalb Stunden betreute Aktivitäten wie Einradfahren, Jonglage und ähnliches eine Herausforderung an Geschicklichkeit, Geduld und Konzentration stellen sollen. Das Projekt wird mit 2.750 Euro für die Anschaffung von Spielgeräten gefördert, die als Investition auch künftig für Projekte im Viertel zur Verfügung stehen.

Ein weiteres Projekt der Falken findet auf dem Wilhelmsplatz statt. Im Herzen unseres Viertel soll in den Sommerferien zweimal ein Open-Air-Kino für Kinder stattfinden. Dabei ist eine Kooperation mit dem Kino Babylon angedacht. 930 Euro Fördermittel werden unter anderem für die Leihgebühren von Filmen und Technik benötigt.

Nachbarschaftsfest

Das dritte geförderte Projekt der Falken fand bereits im vergangenen Jahr dreimal statt: Beim Nachbarschaftsfest auf dem Wilhelmsplatz sollen auch 2022 wieder regelmäßig Menschen zusammenkommen können, die rund um den zentralen Platz im Viertel leben. „Es gibt am Wilhelmsplatz eine Konfliktlage zwischen Kindern, die ihr Recht auf Spielen und Entwicklung im öffentlichen Raum wahrnehmen“, erklärte mir Max Adams von den Falken bereits im vergangenen Herbst in einem Interview. „Dagegen stehen die nachvollziehbaren Interessen von Anwohnenden, die keine Lust auf Bälle haben, die an ihre Scheiben geschossen werden.“

Neben dem bereits erwähnten Zirkustreff war daher die Idee zum Nachbarschaftsfest entwickelt worden. Adams: „Der Wilhelmsplatz ist nun einmal sehr trist, das ist kein Spielplatz. Wir wollten mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt kommen und ihnen die Möglichkeit geben, dort etwas zu erleben.“ Aber es sollte eben auch ein Platz geschaffen werden für Kommunikation mit anderen Anwohner:innen. Denn für alle sei die Situation neu, dass der Jahrzehnte lang als Parkplatz genutzte Wilhelmsplatz nun eine Fläche biete, auf der sich Menschen entfalten. „In Sommertagen tummeln sich auf dem Platz mit Kindern und Erwachsenen nun auch mal hundert Menschen“.

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Ein Platz für Familien

„Dieser Platz ist der Ort für Familien mitten in Wehringhauen, um sich zu treffen und ins Gespräch zu kommen“, ist auch Tine Grote von den Falken überzeugt. Und Max Adams führt aus, warum gerade darin große Chancen liegen: „Der Kontakt zu Menschen aus Südosteuropa bringt viele Hürden mit sich. Da sind natürlich sprachliche Barrieren. Aber grade Rom:nja haben vielfach schlechte Erfahrungen gemacht und meiden den Kontakt.“ Deshalb haben die Falken bei ihren Festen mit dem Verein Romano Drom Hagen kooperiert, der bei der Verständigung und Übersetzung geholfen hat.

Angeboten wurden bei den bisherigen Nachbarschaftsfesten unter anderem Kuchen, aber auch das Spielmobil vom Stadtjugendring war mit vielen Angeboten vor Ort. Und in Zusammenarbeit mit der Pelmke wurde auch ein Kulturprogramm mit Livemusik auf die Beine gestellt. Tische, Bänke und vor allem Pavillons des Jugendzentrums Paulazzo der Evangelischen Paulusgemeinde konnten genutzt werden. „Bei einem Fest hatten wir sehr schlechtes Wetter, aber selbst da waren 50 bis 100 Leute da und wenn ein Regenguss kam, konnten sie sich so unterstellen“, erzählt Grote.

Kein Stadtteilfest

Max Adams macht noch einmal ganz deutlich: „Was wir hier machen, ist kein Stadtteilfest. Wir richten uns vor allem an die Menschen, die rund um den Wilhelmsplatz leben und den Platz bereits nutzen.“ Natürlich seien auch alle anderen willkommen, aber um ein Stadtteilfest handele es sich ganz ausdrücklich nicht.

Und mit der jetzt genehmigten Förderung von 1.710 Euro können auch 2022 wieder drei Nachbarschaftsfeste auf dem Wilhelmsplatz stattfinden. Das Geld dient dabei in erster Linie zur Bezahlung von Übersetzer:innen, Helfer:innen sowie von Lebensmitteln und Spielmaterial.

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Offenlegung: Der Autor dieses Textes wurde für den „Runder Tisch Kreativwirtschaft“ als stimmberechtigtes Mitglied in den Lenkungskreis des Programms „Soziale Stadt Wehringhausen“ entsendet.


Verwendete Quellen:

  • Persönliche Teilnahme an Sitzung und Abstimmung des Lenkungskreises
  • Interview mit Tine Grote und Max Adams