Kommunalwahl 2020 in Hagen: Wahlbeteiligung im Rekordtief, Schulz bleibt OB, keine stabile Mehrheit im Rat

Die Kommunalwahl 2020 ist vorbei. Wer und was gewählt wurde, könnt ihr hier noch einmal nachlesen.

Wahlbeteiligung

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Die Wahlbeteiligung setze mit lediglich noch 42,02 Prozent bei der Ratswahl den Abwärtstrend aus den Vorjahren deutlich fort. Schon bei den vergangenen vier Wahlen konnte jeweils nicht einmal der Hälfte der wahlberechtigten Menschen zwischen Volme, Lenne, Ennepe und Ruhr an die Urnen gelockt werden.

Waren es 1999 noch 49,9 Prozent, sank die Beteiligung 2004 auf 47,8 Prozent, 2009 auf 45,7 und 2014 schließlich auf den bisherigen Tiefststand von nur noch 45,1 Prozent – der jetzt noch einmal unterboten wurde.

Schulz bleibt Oberbürgermeister, SPD verliert deutlich

Erik O. Schulz
Erik O. Schulz bleibt Oberbürgermeister in Hagen.

In den letzten Kommunalwahlen hat es keine Bewerberin/kein Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters geschafft, mehr als die Hälfte aller Stimme zu erhalten. Des wegen mussten meist Stichwahlen abgehalten werden.

Anders 2020: Erik O. Schulz holte für CDU, Grüne und FDP ganz souverän 51 Prozent der Stimmen und ließ den zweit platzieren Wolfgang Jörg mit 25,5 Prozent und damit einem historischen Tiefstergebnis der SPD weit hinter sich. 2014 waren die Genossen im ersten Wahlgang noch auf 35,6 Prozent gekommen, Schulz hatte damals mit 47,8 Prozent die Mehrheit zunächst verfehlt.

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Die Wahl zum Stadtrat

Mit insgesamt 27,49 Prozent der Stimmen wurde die CDU knapp vor der SPD mit 25,48 Prozent die stärkste Kraft im Rat. Doch stabile Mehrheiten gibt es nicht: Die „Allianz“ aus CDU, Grünen und FDP kommt zusammen lediglich auf 45,41 Prozent.

Deutlicher wird das bei den Sitzverteilungen. Die „Allianz“ hat 23 der 52 Sitze im Stadtrat und benötigt somit, selbst unter Berücksichtigung der zusätzlichen Stimme des OB, für jede Entscheidung mindestes drei Personen aus anderen Fraktionen, die ihr zustimmt.

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Vergleicht man die Ergebnisse der einzelnen Parteien, zeigen sich deutlich verschobene Machtverhältnisse im Rat: Verglichen mit der letzten Kommunalwahl hat die CDU 4,5 Prozent eingebüßt, die SPD gar über 7 Prozent. Die Grünen bleiben drittstärkste Partei, legen jedoch von 9,0 auf 13,3 Prozent deutlich zu. Hagen Aktiv verliert 1,2 Prozent und ist nun nur noch fünftgrößte Fraktion im Rat. An ihr vorbei zieht die AfD, die mit 5,6 Prozent den größten Zuwachs aller Parteien verzeichnet.

Auch bei den kleineren Parteien und Gruppierungen hat sich einiges getan: Die FDP verbessert sich um einen Punkt auf 4,6 Prozent, die Linke verliert hingegen von 4,3 auf 2,9 Prozent deutlich. Damit haben die Linken im Rat nur noch 2 Sitze und keine Fraktionsstärke mehr, wodurch wichtige Möglichkeiten wie auch finanzielle Unterstützungen verloren gehen. Sogar die Bürger für Hohenlimburg (BfHo) liegen mit 3,4 Prozent der Stimmen nun vor den Linken, bekommen jedoch auch nur 2 Sitze im Rat.

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Die Piraten, mit denen die Hohenlimburger Freischärler bislang eine Ratsgruppe bildeten, sind mit 0,7 Prozent (2014: 1,6 Prozent) in der Bedeutungslosigkeit verschwunden und nicht mehr im Rat vertreten. Gar nicht erst reingekommen sind die Republikaner (REP), denen in ganz Hagen nur 194 Menschen (0,3 Prozent) ihre Stimme gaben.

Neu dabei sind hingegen zwei andere Gruppierungen: Der Hagener Aktivisten-Kreis (HAK) kommt aus dem Stand auf 2,9 Prozent der Stimmen – das reicht für 2 Sitze im Rat. Die Partei Die PARTEI liegt mit 2,8 Prozent knapp dahinter – muss sich aber mit einem Sitz für die Vorsitzende Laura Knüppel begnügen.

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Nich nur bei der Wahlbeteiligung sondern auch bei der Sitzverteilung besteht in Hagen noch dringender Bedarf an einer verbesserten Repräsentation der Menschen in dieser Stadt: 51 Prozent der Hagener Bevölkerung sind weiblich. Doch nicht nur wird unsere Stadt weiterhin von einem Mann an der Spitze regiert – der Frauenanteil im neuen Rat der Stadt Hagen beiträgt mit 16 von 52 Sitzen nicht einmal ein Drittel.

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Hagen ist bunt? – Die Wahlbezirke

Betrachtet man die stärkste Partei in den 26 Wahlbezirken in Hagen, ergibt sich kein sonderlich buntes Bild. Während in Haspe, Wehringhausen, Vorhalle, Teilen der Innenstadt und rund um das Eilper Zentrum die meisten Stimmen an die SPD und ihre Direktkandidat*innen gingen, sind der komplette Norden, der Süden und der Osten unserer Stadt fest in Hand der CDU.

Lediglich ein kleines gallisches sauerländisches Dorf im äußersten Osten trotzt den beiden Platzhirschen: Im Wahlbezirk 18 konnte Frank Schmidt von Bürger für Hohenlimburg (BfHo) die meisten Stimmen und damit ein direktes Ticket in den Rat holen.

 

Karte der Hagener Wahlbezirke, eingefärbt nach stärkster Partei.
Karte: Stadt Hagen; Bearbeitung: Jan Eckhoff

Morgen geht’s nach Wehringhausen

Einen genaueren Blick in die Wehringhauser Wahl- und Stimmbezirke – und einige erstaunliche Ergebnisse – werfe ich in einem weiteren Artikel am morgigen Dienstag.

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Korrektur, 14. September, 16 Uhr: In der vorherigen Version dieses Artikels hieß es, die „Allianz“ habe 23 Stimmen im Stadtrat. Korrekt ist, dass sie auf 24 Stimmen kommt, da auch der Oberbürgermeister Stimmrecht besitzt. Danke an Kevin Arutyunyan für den Hinweis via Twitter!